Kollektive Stimmung

Lesung vom 10. April 2017 im Café Hibiskus in Köln.
Konzert vom 10. April 2017 im Underground in Köln.
Nathan Gray Collective, The Devil’s Trade

Vor kurzer Zeit habe ich erst die neue Platte von dem Boysetsfire Sänger Nathan Gray erhalten und mich sehr gefreut, dass er nun mit seiner neuen Gruppe auf Europa Tour kommen würde. Dann kam sogar noch die frohe Kunde, daß er aus seiner zeitgleich erschienenen Biografie vorlesen würde.

Seine Lesung sollte um 18 Uhr beginnen und in dem kleinen Café Hibiskus in Köln stattfinden. Direkt neben dem Underdog Plattenladen, der das Ganze organisiert hatte. Ich war natürlich knapp eine Stunde zu früh da, denn der Laden war eher sehr klein und ich wollte unbedingt einen Platz erwischen. Zu Beginn war fast niemand da, aber es kamen bis 18 Uhr an die 30 Leute zusammen.

Nathan schien sichtlich nervös zu sein vor dieser kleinen Meute in diesem sehr intimen Rahmen zu stehen. Das sagte er auch ganz deutlich, denn auf Konzerten hat er diese massiven Gitarrenwände hinter sich und hier stand er ganz alleine. Er erzählte etwas und las ein wenig aus seinem Buch vor, aber bereits nach einer Viertelstunde war er damit auch schon fertig und ging dazu über Bücher, CDs, Pappbecher, Eintrittskarten und ähnliche Souvenirs zu signieren und sich kurz mit den Fans zu unterhalten. Fotos wurden mit ihm gemacht, Smalltalk geführt und Fragen gestellt. Ich fand die Lesung für meine Begriffe leider etwas sehr kurz und hätte sie gerne etwas länger gehabt, aber je nachdem wie Nathan seine Priorität gesetzt hat, wollte er wohl eher den engen Kontakt zu den Fans haben.

Natürlich ließ ich auch mein Buch signieren und habe ihm sogar mein eigenes letztes Buch mitgebracht. Street Messages. Das mit den ungefragten Graffiti und Street Art Texten im öffentlichen Raum. Schaut euch mal danach um. Ich bin nach der Signierstunde auch wieder zu meinem Wagen zurück und zum Underground gefahren, um mir das Konzert anzusehen. Vorher musste ich noch zu einer Pizzeria, um meinen Magen etwas zu befüllen, denn ich hatte kaum etwas gegessen.

Als ich im Untergrund ankam, war er erschreckend leer und ich hoffte, daß hier nicht wieder so wenig Leute wie in Birmingham kommen würden, wo nur 25 Zuschauer anwesend waren. Aber als The Devil’s Trade die Bühne betrat, war die Halle doch fast gefüllt. Die Band besteht im Grunde nur aus einer einzigen Person – Dávid Macó, der auch bei der ungarischen Sludge Metal Band Haw mitspielt. Der Mann mit Glatze, einer elektrischen Gitarre, einem Banjo und einer akustischen Gitarre füllte mit seiner Stimme und der Stimmung seiner Lieder den ganzen Underground aus und nahm vom ersten Moment seiner Show das Publikum in seinen Bann. Auf jeden Fall ein Musiker, den man sich nochmal anhören sollte.

Es gab dann eine kleine Umbaupause, in der Nathan seinen Altar oder die Kanzel aufbaute, um seine musikalische Predigt zu beginnen. Nathan Gray verfolge ich nun schon viele Jahre mit Boyetsfire, The Casting Out (I Am Heresy haben mir nicht so sehr gefallen) und auch jetzt bin ich von seinem neuen Projekt dem Nathan Gray Collective schwer begeistert. Daher habe ich auch die Crowdfunding Kampagne auf Pledgemusik für deren neue Platte und Nathans Buch unterstützt.

Der Sound war ein wenig merkwürdig abgemischt, denn das Schlagzeug stach irgendwie etwas dumpf und dominant hervor. Die Stimmung der Lieder kam jedoch authentisch herüber und Nathans Dominanz auf der Bühne und sein absoluter Enthusiasmus, mit denen er die Lieder zelebriert, wirkte absolut ansteckend. Seine schiere Energie kann man fast fassen und die Lieder waren live sogar intensiver als auf Platte. Sie spielten einige Lieder aus der neuen Platte und der ersten EP.

Diese Stimmung konnte man auch im Publikum spüren, denn es schwang auf derselben Ebene mit, wie die Band selbst und ich glaube die Euphorie und die Lieder ergriffen den gesamten Untergrund. Ich denke, dass jedEr Zuschauer*in am Ende mitnehmen konnte, dass wir alle bald oder in einiger Zeit sterben werden. Es ist Zeit, das Leben zu nutzen!!!