Die Russen sind im Keller

Konzert vom 15. März 2016 im Don’t Panic in Essen
Distemper, Skin Of Tears

Es war eine Premiere für mich. Noch nie war ich im Don’t Panic in meiner Heimatstadt Essen, auch nicht in dem Vorgängerclub, dem Panic Room. Ich konnte sagen, ich war schon etwas gespannt, was mich dort erwarten würde, denn ich hatte viel gehört über den Laden.
Die Fahrt war diesmal also nicht so weit und ich brauchte kein Navi-Gerät, um den Weg zu finden. Ich hatte eine Eingangskontrolle erwartet, wo mein Ticket kontrolliert wurde, aber urplötzlich stand ich in der Kneipe, deren Wände rot bemalt waren mit schwarzen Flammen. Eine Treppe führte nach oben und rechts befand sich die Bar. An den Wänden hingen Fotos und Poster. Das Label Sunny Bastards hatte seit Neuestem das Zepter des Ladens übernommen und ihn umgestaltet und einige bekannte Bands hatten hier bereits gespielt. Gerade erst im letzten Jahr waren Spidergawd zu Gast, die ich neulich in Köln bestaunt habe. Einige andere Bands wie SNFU hatte ich hier sogar verpasst, worüber ich mich noch heute ärgere.

Nachdem ich ein frisch gezapftes Bier besorgt habe, lief ich die Treppe nach oben und hatte von dort einen tollen Blick auf die Bar unten und konnte sogar Billard spielen. Im besoffenen Kopf sicher ein Erlebnis. Ich klebte ein paar Aufkleber zu den anderen auf der Balustrade und suchte etwas verstohlen nach dem Konzert. Es war mir peinlich danach fragen zu müssen und setzte mich unten auf einen der selbst gebastelten Barhocker an einen Tisch. Die Hocker bestanden aus vier Bierkästen, einer als Fusssitz und drei übereinander gestapelte gaben eine Sitzfläche her. Eine lustige Idee. Wenn auch nicht sonderlich bequem, je länger man darauf saß.

Irgendwann gegen 20 Uhr wurde mir die Warterei zu bunt und ich hatte auch die Leuchtschrift entdeckt, die auf ein Hinterzimmer hinwies, wo das Konzert stattfinden sollte. Naja, Hinterzimmer ist wohl etwas untertrieben für den Raum mit Bar, Bühne und einer Tanzfläche. Alles sehr verwinkelt im Panik Raum, aber vielleicht sollte das so sein, falls mal eine Panik ausbrechen sollte.

Die Vorgängerband Skin Of Tears hatte ich bereits 15 Jahre zuvor bei dem Vitaminepillen Festival in der Kulturfabrik in Krefeld gesehen, als ich für die Bambix gerade zwei T-Shirt Design entworfen hatte. Aber so wirklich habe ich die Gruppe nicht mehr in Erinnerung, daher fand ich es toll, sie heute wieder als Vorband genießen zu dürfen.

Skin Of Tears gibt es auch schon seit 1991 und sie spielen eine Mischung aus Punk mit Ska Einschlägen. Sänger Toto hat eine Mähne aus dünnen Dreadlocks und die Band spielt mit Ausnahme eines weiteren Gitarristen, der die Band 1996 verließ, noch in ihrer Urbesetzung. Das ist sehr selten für eine Gruppe, die es schon seit 1991 gibt. Die Wermelskirchener Band hatte sich zwischen 2007 und 2012 aufgelöst und die Mitglieder gingen ihren eigenen Wegen nach und sind nun wieder aktiv und nehmen sogar eine neue Platte auf, die bald erscheinen wird.

Ihre Musik ist immer noch eine Mischung aus Punk und Ska und sie scheuen sich nicht, die fehlenden Bläser auf der Bühne durch Mundgetröte zu ersetzen. Irgendwie sprang der Funke der Band nicht auf das Publikum über und sie verließen ohne Zugabe die Bühne.

Skin Of Tears playing live at Don't Panic in Pssen, Germany on the 15. March 2016.

Skin Of Tears playing live at Don’t Panic in Pssen, Germany on the 15. March 2016.

Es dauerte etwas länger, bis dann der Hauptakt Distemper die Bühne betrat. Eigentlich war die Bühne viel zu klein für die sechs Musiker, die sich schon fast auf dem Podest quetschten. Wie muss das für eine Band sein, die sonst auch in Stadien spielt vor Tausenden von Fans und heute Abend waren knapp 50 Leute da?

Distemper stammen aus Moskau und sind 1989 gegründet worden. Seitdem erobern sie die Welt mit ihren extrem tanzbaren Rhythmen, die sofort in die Beine schiessen und zum Tanzen animieren. Schon 2002 tourten sie ausserhalb Russlands und gelten heute als erfolgreichste russische Band ausserhalb Russlands. Jetzt tobte der Keller und fast alle tanzten. Es war eine wohl nicht unerhebliche Anzahl an russischen Gästen anwesend, die sogar viele der Lieder mitsingen konnten. Ich verstand von alledem garnichts, was manchmal etwas schade war, denn sogar die Ansagen hielt Sänger Dazent in russisch. Sie wurden zwar zunehmend in deutsch angesagt oder manchmal auch in englisch, aber meistens in russisch. Gerne hätte ich mehr von den Liedern verstanden, aber dafür wären sicher einige intensive Gespräche mit den russischen Gästen nötig gewesen oder vielleicht der Band selbst.

Der Keller war leider extrem dunkel und denkbar ungeeignet für Konzertfotos, daß ich ich irgendwann eher nur noch auf die Musik konzentrierte, statt auf künstlerisch wertvolle Aufnahmen zu achten. Ich bin im Tanzen eher ein klobiger Klotz, daß ich bis zum Ende des Konzertes überlegte ob ich tanzen oder fotografieren sollte.

Gegen 234:30 Uhr war die Show auch vorbei, meine Gedanken wurden mir abgenommen von dem unangenehmen Beigeschmack, daß ich in knapp 6 Stunden wieder aufstehen musste, um zur Arbeit zu fahren. Also fuhr ich nach Hause und nach 4 Stunden Schlaf radelte ich wieder zu meiner Arbeitsstelle. Noch benebelt von der Musik und der Versuch auf dem Rad Ska zu tanzen, schlug kläglich fehl.

Distemper playing live at Don't Panic in Pssen, Germany on the 15. March 2016.

Distemper im Video:
(Ich nehme alle Videos mit meinem Smartphone auf, daher manchmal die etwas schlechte Qualität 😉

Setlist Skin Of Tears:
Wag Down
No Penny
Relentless
Joking
Silence
Offline
Times Up
Cups
Tonite
Head & Shoulder
New Horizon
WaWö
Mind

Inmigrantes ilegal: Che Sudaka

I have seen Che Sudaka the last time in 2007, when they plaid in a small venue in my hometown and were not as popular as they are today.

Since then, I followed the band, but did not see them live again. Unfortunately. But this long thirsty period was about to end today, because they were playing in my most loved venue at the Bahnhof Langendreer in Bochum.

When I first arrived there, a lonely DJ was playing some music from the stage and it later turned out, that he was part of the first band Banda Senderos from my hometown Essen. A singer joined the stage later and they plaid a few songs with music coming from the computer and this guy singing in Spanish and German. The band actually were nine people, and I don‘ tknow where the other seven were this night.
It was the very same band, that my brother gave me a CD as birthday gift recently. I was not really a big fan of them, they were okay, but their sound did not kick me directly.

They finished very quickly and I was suprised if this was all. And it was.

Che Sudaka - live at Bahnhof Langendreer in Bochum, Germany on 02. February 2016.

Che Sudaka – live at Bahnhof Langendreer in Bochum, Germany on 02. February 2016.

After this, Che Sudaka was about to play. Che Sudaka is a band, that consists of former illegal immigrants, who came from Argentina and Colombia to Barcelona and formed a street musicians band in 2002. They became famous all over the world and plaid more than 1,500 shows.

They entered the stage and had changed slightly since I saw them eight years ago. But the energy of their music remained the same. They started their set off with the song „Una Kasuita“ and from that moment on, the show was a whole dream and the songs were floating into another and you could not resist to dance.

As expected, the room was packed with people and they were all dancing and smiling. The band was dancing, smiling and jumping as well and considered the audience as one family, because we all came here together this one very night to celebrate, be happy and listen to the great music of Che Sudaka. The singer Kachafaz did not get tired to mention it. You could see in the faces of the people that they were happy too and smiling. It is always good to bring positive vibes and a good mood to people, who just get out of their daily work or routine to see a band on a Tuesday night.

Che Sudaka is not shy to bring politics and social issues on stage and they even plaid one of my most favourite songs – „Sin Papeles“ – „Without papers“ about illegal immigrants in Europe. This song could not be more in time than ever when we think about the thousands of refugees entering Europe and many of them get a tattoo as „illegal“ or even worth: get deported. The band announced the song with „Kein Mensch ist illegal (No human-being is illegal)“ and „Refugees Welcome“. How could you not love this band?

Che Sudaka - live at Bahnhof Langendreer in Bochum, Germany on 02. February 2016.

Che Sudaka – live at Bahnhof Langendreer in Bochum, Germany on 02. February 2016.

I am always shy to dance and I also need to concentrate on my equipment and to get the right photo at the right time, so dancing is not my first priority during concerts, because I somehow have a mission to fulfill. But the longer the concert went on, the more I could not resist to join the may 400 dancing other’s. I had the impression, the longer the music went on, the more energy it created and the more it brought happiness and movement into the people. They even started to pogo at one of the last songs.

Che Sudaka finished their show with the song „Come Una Bomba„. It was 10:30pm. Pretty early as I realised later, when I stepped out of the venue. I drove back home and listened to the live CD „1,111 Lives„, that I bought for 5 Euros at the show and drank a Spanish red wine, while writing down this review.

Sin Papeles performed live: