Verloren mit Monstern

Konzert vom 28. Mai 2017 im Jungle in Köln
PG.Lost, The Chasing Monster

Eine neue Konzerthalle in Köln. Den Jungle kannte ich noch nicht, obwohl er genau neben dem weltbekannten Underground lag. Ich wollte heute meine Reihe an Konzerten mit Bands vom Pelagic Records Label fortsetzen und es standen heute PG.Lost auf dem Programm. Die Halle machte auf den ersten Eindruck kein gutes Bild, denn sie lag zwischen einem Getränkemarkt und einem Vespa Handel hinter einem dicken Stahlzaun mit Schiebetor. Ich war pünktlich wie bei Facebook angekündigt gegen 19 Uhr da, aber der Laden sollte erst um 19:30 seine Tore öffnen und die Bands erst um 20 Uhr beginnen zu spielen. So gab es zumindest ein Zettel am Eingang bekannt. Ach, wie herrlich Deutsch ich doch manchmal sein kann. Pünktlich und voller Erwartung, dass Andere sich auch an die öffentlich bekannt gegebenen Zeiten halten. 😉
Flaschen auf das Gelände mitzubringen war leider auch verboten, da rief direkt der bullige Security Typ vom Eingang herüber, keine Pullen mit zu nehmen und diese bitteschön draussen zu trinken. Noch deutscher als ich es jemals sein werde.

Also wartete ich bis zum Einlass, ging dann erstmal dort zum Klo im Keller und hatte die ganze Zweit das Gefühl, in einer Diskothek zu sein. Alles war hübsch besprüht mit passenden Motiven zum Thema Dschungel. Aber alles auch irgendwie sehr inszeniert und künstlich.

Die Vorband war mir ebenso unbekannt wie der Club selbst. The Chasing Monster kommen aus Viterbo in Italien. Eine tolle Neuentdeckung, wie sich herausstellen sollte. Eine große Bereicherung der Band war vor allem Frederica Sciamanna (auch Mitglied der Band Shiver) an der Gitarre und da ich Bands mit Frauen besonders liebe, hatten sie sofort einige Pluspunkte bei mir gut. Ihr Sound war durchsetzt mit Spoken Word Passagen und rein instrumentaler Musik. Sehr atmosphärisch und energetisch. Fredericas ständig wehende blau-schwarze Haare und Aktionen stachen dabei besonders heraus. Hätte die Band ihre neue Platte Tales auf Vinyl heraus gebracht, so hätte ich sie mir sogar sofort und bedenkenlos besorgt.

Nach einer kurzen Wartepause kamen endlich PG.Lost auf die Bühne. Ein Quartett bestehend aus zwei Gitarristen, einem Bass und Schlagzeug aus Norrköping in Schweden. Ich habe selbst zwei ihrer letzten Scheiben in meinem Plattenschrank und mochte ihre energetische und zum Teil der ausufernden und wuchtigen instrumentalen Stücke sehr. Im letzten Jahr veröffentlichten sie ihr letztes Album Versus bei Pelagic Records.

Auch wenn nicht viele Zuschauer gekommen waren (ich schätze sie auf 50-70 Leute), war es doch eine tolle Stimmung. Viele Frauen und Pärchen waren anwesend und es war ungemein warm in dem Club. Gitarrist Gustav Almberg erzählte von einem Konzert in Finnland, bei dem es in dem Club eine Sauna gab. Hier in Köln wäre das nicht mehr nötig, denn die Sauna gäbe es hier direkt auf der Bühne. Was auch nicht ganz verkehrt war, denn ich schwitzte wie verrückt und musste öfter den Schweiss von der Stirn wischen.

Leider war das Konzert auch nach atemberaubenden und gefühlvollen Minuten gegen 23 Uhr zu Ende und ich kaufte mir noch einen schicken neuen Einkaufsbeutel von PG.Lost. Ich hatte ja noch einen kleinen Weg nach Hause und fuhr dann auch fast sofort los, um schließlich von der Musik beseelt in mein Bett zu plumpsen.

Wellen im Labyrint

Konzert vom 14. Mai 2017 im Djäzz in Duisburg
Labirinto, Magma Waves

Wenn ich schon im Moment nicht nach Brasilien komme, so freut es mich umso mehr, wenn jemand aus Brasilien hierher kommt. Zudem noch in Form dieser guten instrumentalen Band Labirinto.

Das Djäzz in Duisburg liegt genau in der Innenstadt, also beschloss ich, meinen Wagen in einem Parkhaus abzustellen, um ein eventuelles Chaos bei der Parkplatzsuche zu vermeiden.

Gesagt, getan stellte ich die Kiste erfolgreich ab und lief natürlich zuerst einmal in die falsche Richtung, also weg vom Djäzz. Ich nutzte jetzt zum ersten Mal die Navigation von Google Maps, die mir den Weg zu dem Club mit einer angenehmen Frauenstimme erklärte. Ich kam sogar an.

Es war noch nicht viel los in dem Keller-Club und da es warm war, bestellte ich mir ein Bier und trank es draussen vor der Tür genüsslich aus, holte mir direkt noch ein zweites bei der netten Bardame und stand weiter draussen herum. Mit mir warteten noch weitere Leute vor der Tür, wobei ein Teil sicher zu dem Gefolge der beiden Bands gehörte. Insgesamt waren nicht viele Zuschauer anwesend und es sollten auch beim Konzert nachher nicht viel mehr werden.

Es dauerte gefühlte zwei Stunden, bis dann die erste Band Magma Waves aus Duisburg und meiner eigenen Heimatstadt Essen anfingen zu spielen, die sich 2013 gegründet haben und seit Neuestem sogar bei Narshardaa Records unter Vertrag sind und dort ihr Debut Album heraus bringen werden.

Sie spielten einen sehr angenehmen, sphärischen instrumentalen Rock, der manchmal in vulkanischen Wellen über das Publikum herunter krachte und dann wieder in ganz ruhige und sanft blubbernde Lavateiche überging.

Labrinto hatten gerade ihr neues und drittes Album Gehenna bei Pelagic Records heraus gebracht und waren nun auf einer ausgedehnten Europa Tour unterwegs.

Die Band selbst besteht aus sechs Musikern, die sich 2005 in São Paulo zusammen gefunden haben, um einen düsteren, rein instrumentalen Sound zu produzieren, der mit zusätzlichen Trommeln noch wuchtiger klingt. Im Hintergrund der Bühne liefen Videos ab, die zum Teil abstrakt waren, manchmal Feuer oder wunderschöne Landschaften zeigten und sogar ein paar Aufnahmen einer Protestbewegung (vermutlich in Brasilien). Leider lieferte die Band keine Angaben zu genau diesen Protestvideos, was ich gerne gehabt hätte.

Die Bardame an den Tresen tanzte in sehr agilen Bewegungen mit einem stetigen Grinsen auf den Lippen und das Publikum stand gebannt vor der Klangwand der Band. Es waren auffallend viele Pärchen anwesend und ich glaube auch eines hatte seine Teenager Tochter mit dabei.

Auch wenn die Zuschauerzahl nicht weiter wuchs und leider für diese Band viel zu wenige Leute anwesend waren, endete das Konzert leider auch viel zu früh. Ich hätte gerne noch weiter den Klängen der Gruppe gelauscht. Ich besorgte mir aber schließlich noch die neue Platte der Gruppe und verabschiedete mich, da ich am nächsten Tag nach Berlin fahren wollte.

Den Weg zurück zum Auto fand ich auch noch ganz gut, aber den Eingang in das Parkhaus suchte ich vergeblich. Merkwürdigerweise war die Tür,über die ich anfänglich das Parkhaus verlassen hatte, verschlossen und es sah alles seltsamerweise verlassen und leer aus. Ich bekam es schon mit der Angst zu tun, morgen früh erst einmal nach Duisburg fahren zu müssen, um meinen Wagen aus dem Haus zu befreien. Ich ging aber schließlich die Einfahrt für Autos hinunter in das dunkle Parkhaus, suchte mit meiner Handy Taschenlampe meinen Wagen und als ich zu dem Bezahlautomat kam, sprang das Licht in der gesamten Anlage an. Ich konnte also ganz normal wieder heraus fahren und kam sogar mit meinem Auto zu Hause an.

KLONE – Unplugged

Klone - unplugged

Clear Red Vinyl (ltd. 250 copies) / CD – Digipack / Black Vinyl (ltd. 350 copies)
Pelagic Records

Klone stammen aus Poitiers in der Nähe von Nantes und La Rochelle im Westen Frankreichs und haben bereits diverse Platten veröffentlicht. Mit ihrem siebten Album werden sie noch ruhiger als es der Vorgänger schon war und sie haben diesmal komplett ihre Instrumente vom elektronischen Strom abgestöpselt.
Klone sind für die neue Platte extra in das unglaublich atmosphärische Théâtre de la Coupe d’Or in Rochefort (auf dem Cover zu sehen) gefahren, um dort einige Songs live einzuspielen. Zwei Lieder sind Studioaufnahmen. Sie wurden dabei von der lokal ansässigen Musikerin Armelle Dousset unterstützt, die sowohl Akkordeon, Percussion als auch Klavierparts beitrug.
Die meisten Songs der Scheibe stammen von der letzten Platte Here Comes The Sun, jedoch wurden auch Lieder wie Rocket Smoke von der Dreamer’s Hideaway (2012) neu eingespielt. Die B-Seite beginnt mit einem sehr aktuellen Cover von Depeche Modes People Are People in einer wunderbar verträumten Version.
Die einzelnen Stücke verströmen allesamt ihren eigenen akustischen und emotionalen Flair, der zwar die originalen Versionen wiedererkennen, aber eine vollständig neue Landschaft in den Köpfen entstehen lässt.
Lieder wie Fog mit einem vitalen Akkordeon erinnern irgendwie an französische Chansons und in der geistigen Landschaft tauchen Menschen mit Baskenmützen auf, die ihre Baguette nach Hause tragen und für einen Schwatz und Kaffee in einem Straßencafé anhalten.
Eine rundum gelungene Platte und ich freue mich bereits jetzt wie ein kleiner Springteufel auf das Konzert in Tilburg.

9-sterne