Im Bunker hört dich keiner

Konzert vom 07. März 2017 im Musikbunker in Aachen.
Madball, Absolve

Es konnte keinen besseren Ort für dieses Konzert geben als den Musikbunker in Aachen. Ich war selbst noch nie da, aber wann fahre ich schon die 120 Kilometer nach Aachen, um dort irgendetwas zu machen? Für ein gutes Konzert schon eher. Hätte ich alleine den Weg zum Konzertraum finden müssen, wäre ich vermutlich in dem Bunker verschollen, denn es ging zuerst eine Treppe herunter, ein Gang bog zudem noch links ab und am Ende der Treppe ging es einen unendlich langen, dunklen Tunnel entlang, an dessen Ende die Kasse stand. Wieder um eine Ecke und ich stand schon nach einem weiteren Gang in der Halle. Ich schaute mich um, damit ich am Ende den Weg nach draussen finden würde.

Ein Bier bei der netten Bedienung bestellt, auf den Plastikbecher gab es einen Euro Pfand, den man aber nur bekam, wenn man den mitgelieferten Chip mitsamt Totenkopf drauf und den Becher wieder abgab. Okay, also aufpassen!

Die Konzerthalle war nicht sonderlich groß und wurde von mehreren Säulen durchbrochen. Einen Großteil des Raumes nahm die Bar ein, einen anderen Teil die recht lange Bühne und das Mischpult. Die Wände waren schwarz gestrichen und am Podest der Bühne stand ein Schild: „Unbefugten ist das Betreten der Bühne untersagt“. Na dann mal sehen wie viele sich nachher daran halten werden. Oder werden die beiden Boxen am Rande der Bühne zum Stagediven benutzt, die merkwürdig verdreht in den Raum gestellt waren?
Ich fragte mich nebenbei, ob dieser Bunker einmal in Benutzung war während des Krieges und was sich zuvor in dem Raum befand. Ja, da kann einem mal schnell die Fantasie durchgehen.

Als Vorband spielte heute Absolve, eine recht junge Band aus Antwerpen. Sie spielen seit 2015 zusammen und sind momentan als Support für diverse Bands auf einer kleinen Europa Tour. Der Sänger schaute immer so grimmig in das Publikum und schrie sich so dermassen die Seele aus dem Leib, aber irgendwie sprang der Funken auf das Publikum nicht über. Was für mich ganz gut war, denn ich konnte so bequem hin und her laufen und ein paar Fotos machen, bis ich am Ende in der Mitte stand und irgendein Typ mit rudernden Armen seinen Ego-Beatdown Pogo in solo durchziehen musste. Bis heute ist mir der Sinn dieses brutalen Beatdown Pogos nicht erschlossen, vor allem, wenn er ausserhalb ihrer eigenen Szene stattfindet und das Publikum eigentlich immer überfordert mit rudernden Armen und tretenden Beinen ist. Auf ihren eigenen Konzerten können sich die Leute ja gerne die Zähne ausschlagen und Rippen brechen, aber auf Beatdown-fremden Shows finde ich es mega unpassend.

Die Jungs von Absolve waren auch recht flott mit ihrem Programm durch und Madball ließen ewig auf sich warten und das Publikum wurde zusehends unruhiger. Vielleicht auch Taktik, um die Menge mit dem ersten Ton direkt zu einer Explosion zu provozieren? Ich hatte mir zum Glück ein kleines, ruhiges Plätzchen gesichert und stand zwischen Bühne und diesen merkwürdig in den Raum gestellten Boxen. Platz genug für eine Person und ich hielt die Stelle für taktisch sinnvoll, um während des Pogos, der gleich losbrechen würde, einen geschützten Ort zu haben, um ruhig meine Fotos zu machen und nicht ständig umgepustet zu werden von dem pogenden Publikum. Am anderen Ende der Bühne stand ein kleiner Junge im Alter von vielleicht 8 Jahren mit seiner Mutter und ich hoffte, sie würde ihn rechtzeitig in Sicherheit bringen.

Es sollte auch so kommen wie ich erwartet hatte, denn als die elende Warterei zu Ende war, gab es in der Menge vor der Bühne kein Halten mehr. Der Junge wurde auf die Bühne gehievt und durfte von dort zuschauen. Mama natürlich auch. Nicht nur auf der Bühne legte die Band ein Mordstempo vor, auch der Pogo war nicht mehr zu halten. An das bekloppte Verbotsschild hielt sich natürlich niemand und es standen ständig irgendwelche Zuschauer auf der Bühne und es wurde rege gestagedived (ist das richtig verdeutscht?).

Madball gelten mit Bands wie Agnostic Front und und Sick Of it All zu den bedeutendsten Hardcore Gruppen New Yorks und gerade Madball haben den Metalcore schwer beeinflusst. Kein Wunder also, daß Sänger Freddy Cricien der Halbbruder von Agnostic Fronts Roger Miret ist.
Sie spielten viele ihrer alten Hits und auch ein paar Lieder ihrer aktuellen Scheibe Hardcore Lives. Freddy machte unmissverständlich klar, was für ihn Hardcore bedeute und daß er Konzerte wie dieses so liebe, weil es hier keine Gräben zwischen Publikum und Band gäbe, wie bei den großen Festivals. Man sei sich sehr nahe.

Madball ist zudem eine der angenehmen Bands, bei denen das Publikum nicht um Zugaben betteln muss, denn sie spielen ihr Set durch und das war es dann auch.

Ich trank mir nach der Show noch ein Bier, fand den Weg aus dem Bunker wohlbehalten heraus und sogar mein in der Nähe geparktes Auto. Auf der Rückfahrt nieselte es etwas und ich wurde während der 1,5 Stunden Heimfahrt zunehmend müde. Am Düsseldorfer Flughafen bremste mich dann ein Schwertransport aus, den man nicht überholen durfte und so schlich ich einen Teil der Fahrt auf der Bahn mit 30 km/h daher.

Der Sound im Bunker war etwas schlecht abgemischt und ich hatte ein leichtes Fiepen mitgenommen. Neben den positiven Eindrücken einer sehr sympatischen Hardcore Band.

Setlist Madball
Hardcore Lives
Smell The Bacon
We The People
Get Out
Can’t Stop Won’t Stop
Lockdown
DNA
Seit It Off
Down by Law
Never Had It
Across Your Face
Face To Face
Streets Of Hate
All Or Nothing
Infiltrate The System
Look My Way
It’s My Life
Pride
Heaven Hell
Doc Marten Stomp
Hardcore Still Lives

Traurige Landschaften in Spitzbergen

Konzert vom 13. Januar 2017 im Cafe Nova in Essen.
The Saddest Landscape, Svalbard, Forever Young Viktoria, Empty Veins

Das erste Konzert in diesem Jahr und es geht direkt mit diesem Brecher los. Das lässt auf einige tolle Shows in diesem Jahr hoffen. Es schneite in diesen Tagen ein wenig, doch als ich losfuhr, war noch alles in Ordnung. Wenn der Backs von Positive Records seine Konzerte plant, kann man fast immer von einem wahren Festival an Bands ausgehen. Am heutigen Abend konnten wieder ganze vier Bands zelebriert werden. Was ein bisschen auf die Spielzeit der Gruppen ging, denn fast jede Band hatte nur knapp 30 Minuten zur Verfügung und selbst der Hauptakt The Saddest Landscape nur 45. Dennoch sollten diese Minuten umso intensiver werden, denn heute war Hardcore, Screamo und blackened Post-Hardcore angesagt.

Ich stand diesmal mehr als pünktlich noch vor 19 Uhr neben der Kirche in Borbeck vor dem Eingang des Cafe Nova und wartete mit den Anderen darauf, daß uns Einlass gewährt würde. Früher (oder auch noch heute oder?) war/ist das Cafe Nova ein Jugendzentrum, bei dem aber schon diverse gute Bands aufgetreten sind.

Als Auftakt an diesen Abend standen Empty Veins aus Münster auf dem Programm. Ich hatte schon in einem vorherigen Blogeintrag geschrieben, daß Hardcore immer irgendwas mit Sport zu tun hat. Der Gitarrist von Empty Veins stand dem in nichts nach und rannte laufend auf der frühen Fläche vor dem Publikum umher, sprang auf die Bühne, herunter und wetzte wieder von einem Ende zum anderen. Sie spielten einen schnellen Sound zwischen Hardcore und Punk. Sie haben gerade ihre erste EP Tumult herausgebracht, dessen Titellied sich mit der erneut herumgeisternden braunen und blauen Flut des rechten Randes beschäftigt.

Als zweite Musikkapelle des Abends standen Forever Young Viktoria auf der Bühne. Die Gruppe stammt aus Gelsenkirchen, die eine böse Mischung aus Hardcore, Noise und Metal spielen. Der Bassist erinnerte mich zwischenzeitlich mal an Nick Olivieri, aber das kann auch nur an der Glatze und dem Bart gelegen haben.

Die nächste Band haute mich vollkommen aus den Socken. Svalbard stammen aus Bristol in England. Normalerweise hat die Gruppe eine Gitarristin, die auch gleichzeitig singt, aber sie konnte an der Europa Tour nicht teilnehmen und so sprangen Nicolas von The Tidal Sleep als zweiter Sänger und Mark von Group Of Man an der zweiten Gitarre ein. Auch wenn ich natürlich gerne Serena mit ihrer krassen Stimme gesehen hätte, taten die beiden Jungs einen guten Job.

Svalbard heisst im Englischen Spitzbergen, eine Inselgruppe im Norden Norwegens in der Nähe des Nordpols und Grönlands. Die Musik der Band ist ebenso kompakt, eisig hart und robust wie die Landschaft dort oben. Ich kannte die Gruppe bisher nicht, aber war schwer geflasht von der breiten Gitarrenwand mit dem nervösen Schlagzeug und dem lautem Geschrei. Schnell, kantig und kompakt. Mehr bitte. Die erste geniale Neuentdeckung in diesem Jahr.

Das hätte mir nun fast schon an Intensität gereicht, aber The Saddest Landscape sollten das noch toppen. Bevor deren Show jedoch losging, ließ Sänger Andy das Licht dimmen, sodaß es am Ende nur noch rot war. Das ärgerte mich natürlich total, denn damit konnte man keine vernünftigen Fotos mehr machen. Nun egal. Die Gruppe lebt davon, daß es zu einer Interaktion zwischen Publikum und Band kommt. Es kann also das Publikum singen, was es auch oft tat und es tummelte sich manchmal mehrere Leute auf der Bühne ums Mikrofon und Andy mitten unter ihnen.

Einer der Zuschauer verausgabte sich so sehr mit pogen, schreiben und tanzen, daß er irgendwann auf der Bühne niedersank und sich übergab. Der arme Kerl musste hinaus getragen werden, kam aber einige Zeit später wieder und machte weiter als wäre nichts gewesen. Der Sound war auch so dermassen energiegeladen, daß sie wie Strom durch das Publikum floss.

Nach mehreren Zugaben, war dann auch schon Schluss, ich besorgte mir noch ein Vinyl von Svalbard und fuhr nach Hause, da es noch weiter ging an diesem Abend. Es hatte mittlerweile wieder angefangen zu schneien, aber die Flocken blieben nicht liegen und verwandelten sich nur in klares Wasser, da es noch zu warm war. Ich kam also wohlbehalten wieder in Kettwig bei meinem Kollegen an.

Zu dritt im Fjord

Konzert vom 23. August 2016 in der Live Music Hall in Köln
Thrice, Fjort

Thrice, Thrice, THRICE!!!! Ich hätte nicht gedacht, daß ich die Band noch live sehen würde. Als im Mai das Konzert in Köln öffentlich wurde, war ich wohl gerade in Idomeni fotografieren und habe es leider nicht mitbekommen. Als ich es dann über einen Monat später realisierte, waren die Karten schon ausverkauft. Schade, denn Thrice gehören schon zu meinen absoluten Lieblingsbands. Nunja, so spielt das Schicksal manchmal.

Am Abend des Konzerts hatte ich frei und schaute noch einmal auf die Facebook Seite des Events, ob nicht vielleicht, ganz vielleicht jemand noch eine Karte zu verkaufen hat. Da war dann der Christian, dem es gesundheitlich nicht so gut ging und ein ausdruckbares Ticket zu verkaufen hatte. Also angeschrieben, Geld mit Paypal bezahlt und Ticket ausgedruckt. Das war so gegen 17:30 Uhr und um 19 Uhr war schon Einlass. Also zack eine Suppe aus dem Tiefkühlfach warm gemacht, umgezogen und ab ins Auto, Geld kaufen, Auto tanken und wieder auf die A3. Drei Staus mitgenommen, versucht mich nicht aufzuregen, denn das ist ja normal hier, einen Parkplatz gesucht und ab hinein. Ich habe mir sogar akribisch den Namen und die Anschrift von Christian gemerkt, falls mal jemand auf die Idee kommt, den Käufer zu checken. Beim Einlass interessierte sich niemand dafür und die Karte wurde sogar artig gescannt und nicht zerrissen. Ein Bier besorgt und hinein in die Halle, einen guten Platz ergattern. Es war mittlerweile 19:20 Uhr und noch nicht sehr voll, also konnte ich recht weit vorne in der vierten Reihe stehen.

Ich war natürlich zu spät gewesen, um mich als Fotograf zu akkreditieren, was nicht wirklich schlimm war, denn so konnte ich die Band voll geniessen. Ich hatte aber meine kleine Kompaktkamera eingeschmuggelt, mit der ich die Bilder unten geschossen habe. Qualitativ nichts hochwertiges, aber wenigstens ein Foto am Ende.

Punkt 20 Uhr standen dann Fjort auf der Bühne. Eine Band aus Aachen, die es seit 2012 gibt und die mittlerweile drei Alben heraus gebracht haben. Ich kannte sie bislang nicht, aber sie spielten einen wütenden und melodischen Hardcore, der in die Ohren und die Beine ging. Als Vorband für Thrice eine gute Wahl und sie bekamen natürlich meine Pluspunkte, als Bassist David gegen die braunen Brandstifter der AfD & Co. schimpfte und zum Widerstand aufrief. So muss das sein und leider war ihr Konzert extrem kurz, sodaß ich sie sicherlich noch einmal live sehen muss.

Die Spielzeit von Fjort war wie immer bei so Großveranstaltungen auf 30 Minuten beschränkt, dann brauchten die Roadies dieselbe Zeit, um die Bühne für Thrice umzubauen. Ich höre Thrice nun seid vielen Jahren und habe von ihnen sogar jedes Album auf Vinyl im Schrank stehen, bis auf die The Alchemy Index in der 10″ Version, die mittlerweile unerschwinglich ist. Ich warte auf einen Repress…

Thrice existieren seit 1998 und sie sind eine der wenigen Bands, die seit ihrer Gründung in derselben Formation spielen. 2011 nahm die Band aus persönlichen Gründen eine Auszeit und kam 2015 mit Arbeiten an dem neuen Album To Be Everywhere Is to Be Nowhere wieder zurück. Dieses erschien im Mai diesen Jahres. Und sie sind wieder mit einer Tour durch Europa zurück. Wenn auch nur mit ein paar Konzerten und wohl nur ein Konzert auf dem europäischen Festland. Dementsprechend waren Holländer und Belgier extra angereist. 2010 hatte ich sie verpasst, da haben sie laut meiner Erinnerung (die mich nicht selten mal täuscht) in Münster gespielt.

Ach, das Konzert? Es war das wohl bislang beste Konzert diesen Jahres. Nicht nur Fjort haben mich überzeugt, auch Thrice sind eine extrem gute Liveband. Davon konnte ich mich nun selbst überzeugen. Sie spielten viele ihrer alten Klassiker, darunter meine absoluten Lieblingssongs Cold Cash, Colder Hearts und The Artist In The Ambulance. Von der neuen Platte wurden auch ein paar Songs gespielt und die Setlist war angenehm durchwachsen von den ruhigeren Liedern bis hin zu den brachialen Ausbrüchen.
Sänger Dustin schien gesundheitlich etwas angeschlagen zu sein, denn vor den Zugaben meinte er, die Stimme versage ihm fast. Er hielt jedoch tapfer durch und es war ihm nichts anzumerken.

Es war so unglaublich heiss in der Halle und da ich, seitdem ich nicht mehr rauche, irgendwie mehr schwitze als sonst, war mein Shirt am Ende des Konzerte pitsch patsch nass. Es war gut, daß ich einen Kapuzenpulli im Wagen hatte und so wechseln konnte und nicht mit einem triefendem Hemd nach Hause rasen musste. Noch beseelt von der Energie, dudelte ich in meinem Wagen nach Hause und da ich meine Ohrstöpsel vergessen hatte, war die Musik im Wagen sicher umso lauter. Wenn meine Knutschkugel tanzen könnte, wären wir nach Hause getanzt.

Wilhelm schreit nach der drogenabhängigen Haut der Träne

Konzert vom 17. August 2016 im Turock Essen
Strung Out, A Wilhelm Scream, Skin Of Tears

Mann, da habe ich mir ja einen Titel ausgedacht. Pfff. 😉
Als ich hörte, daß A Wilhelm Scream in Essen spielen sollten, habe direkt den Nico von Beer & Music angeschrieben, ob ich dort fotografieren kann. Ich habe bislang zwar nur die Career Suicide Platte von ihnen gekannt, die aber auch schon neun Jahre alt ist. Ich hatte stets meinen Gefallen an dem Vinyl und musste natürlich hin. Es sollte eine Offenbarung werden!

Im Turock sehe ich gerne Konzerte, das Licht ist gut, der Sound ist gut und der Schuppen nicht weit von mir. Ich kam diesmal und wohl das einzige Mal in diesem Jahr genau um 19:30 Uhr an und selbst die Türsteher wussten nicht genau, ob nun schon Einlass war oder nicht. Ich wurde trotzdem herein gelassen, bekam den obligatorischen Stempel und besorgte mir erst einmal ein Bier.

Es dauerte bis 20 Uhr, als Skin Of Tears die Bühne betraten. Ich hatte sie im Schuppen genau nebenan vor fast exakt sechs Monaten gesehen, als sie für Distemper Vorband waren. Die Gruppe stammt aus Wermelskirchen bei Wuppertal und ist nun seit über 25 Jahren musikalisch unterwegs. Erst in diesem Jahr haben sie ihre neue Platte Fake My Day! veröffentlicht. Sie durften nur eine halbe Stunde spielen und die Zeit war auch rasant vorbei. Bislang ist es die Band, die ich in diesem Jahr am meisten live gesehen habe.

Dann wurde fleissig umgebaut und ich war gespannt auf die Band, wegen der ich eigentlich gekommen war: A Wilhelm Scream. Wie im Eingang geschrieben, kannte ich sie seit einigen Jahren nur von dem gelben Vinyl der Career Suicide Platte und hatte sie einmal in Köln verpasst, weil da irgendetwas anderes war. Heute durfte ich sie endlich sehen und was die fünf Jungs aus New Bedford, Massachusetts auf die Bühne bretterten, haute mich fast um. Normalerweise hatte ich sie als eher melodiös in Erinnerung und sie kamen eher aus der Surf-Punk und Propagandhi Richtung. Was sie hier live ablieferten war ein schnelles und brachiales Brett, das von Energie nur so strotzte und die Lieder klatschten nur noch links und rechts um den Kopf.

Sänger Nuno Pereira, neben Trevor Reilly eines der Gründungsmitglieder (eine Band, die übrigens auch unter dem Namen Koen und Smackin‘ Isaiah auftrat), war das ganze Konzert eigentlich nur in Bewegung und es war spannend ihm zuzusehen. Er erinnerte mich etwas an die Bühnenperformance von Jello Biafra. Spannend, witzig und elektrisierend. Einen Tag nach dem Konzert gaben sie bekannt, dass sie schon an einem neuen Album arbeiten. Ich bin gespannt.

Strung Out
bedeutet unter anderem drogenabhängig, obwohl ich nicht genau weiss, ob sich die Band wegen dieser Bedeutung so benannt hat. Sie kommen aus dem sonnigen Kalifornien und spielen schon seit 1990 in fast der originalen Besetzung. Sie sind bei Fat Wreck Records unter Vertrag und versprühen den sonnigen Charme des Labels – sonniger, energiegeladener Punk mit persönlichen Texten. Sänger Jason Cruz ist ein Perfektionist, der neben seiner Tätigkeit als Sänger bei Strung Out auch malt und Gedichte schreibt. Mehrmals gab er dem Menschen an der Lichtmaschine Anweisungen, welche Stimmung er gerade haben wollte und regte sich am Ende etwas auf, als dieser bei dem Song Rebellion Of The Snakes (??) nicht das Licht auf rot beschränkte und es etwas abdunkelte. Fortan blieb die Beleuchtung komplett rot.

Um ca. 23:15 Uhr war dann das Spektakel zu Ende und in sechs Stunden sollte ich wieder zum Dienst auf der Arbeit erscheinen. Eine kurze Nacht mit nur vier Stunden Schlaf stand mir bevor.

Die Anderen entzünden meine Verteidigung

Konzert vom 17. Juli 2016 in dr Essigfabrik Köln
Ignite, The Other, My Defense

Es gibt Bands, mit denen ich groß geworden bin und Ignite gehört mit dazu. Ich hatte sie zuletzt vor knapp 9 Jahren in der Matrix in Bochum gesehen und dachte, es wird mal wieder Zeit, sie mit ihrer neuen Platte und neuen Musikern zu besuchen.

Mal wieder Köln. Diesmal die Essigfabrik. Mit der Bahn in diese Stadt zu fahren ist mir wegen der langen Strecke alleine zu trist und mit dem Auto bekomme ich eigentlich bei fast jeder Fahrt entweder einen Hals oder mir klappen die Fingernägel um. Also habe ich heute etwas mehr Zeit mitgebracht für meine Autofahrt und kam an dem Sonntag sehr glatt durch und da ich in der Essigfabrik noch nie zuvor war, fuhr ich natürlich erst einmal vorbei, statt in die Straße einzubiegen, die parallel zur Hauptstraße lag. Naja, umdrehen und einen neuen Versuch wagen, bin ich ja gewohnt. Diesmal war ich sogar sehr früh da und konnte bequem meine Presseanwesenheit bestätigen, den doofen Fotografen-Aufkleber auf meine Hose pappen (die noch heute Klebereste davon aufweist) und mich erkundigen, wie und wo ich fotografieren darf.
Mal nebenbei: ich bekomme meine Konzertkarten nicht umsonst und bezahle jedes Konzert, nicht alleine deswegen, um die Bands zu unterstützen. Nun ob es Ignite nötig gehabt hätten, weiss ich nicht, aber ich wollte ja auch ein paar Fotos für mein Buchprojekt sammeln.

Zu Anfang war die Halle noch sehr leer und die paar Leute warteten auf die erste Vorband My Defense. Sie stammen aus Köln und haben sich bereits 2005 gegründet. Sänger Perry fand es toll, in seiner Heimatstadt endlich in der Essigfabrik spielen zu dürfen. Sie spielten schnellen Punk/Hardcore mit ehrlichen, persönlichen Texten. Leider nur eine halbe Stunde lang und dann mussten sie die Bühne schon räumen.

Nun gab es einen kleinen musikalischen Stilwandel und die Horrorpunk Band The Other betrat die Bühne. Sie stammen ebenfalls aus Köln und es gibt die Band seit 2002 und sie sind eine Institution im deutschen Horrorpunk. Sänger Thorsten Wilms (Rod Usher) betrieb zwischen 2003 und 2014 zusammen mit Jonas „Paddy“ Nitzsche das Label Fiend Force Records. Ebenso eine Institution im Horrorpunk.
Was bei der Band für ein Sound dargeboten wurde, scheint sicher klar und sie traten natürlich in den üblichen Zombie-, Horrorfilm- oder Misfits-Verkleidungen auf. Stilecht also.

Um 21:30 Uhr sollten dann der Hauptakt Ignite spielen. Die Gruppe gibt es seit 1993. Brett Rasmussen ist heute noch das einzige verbliebene Gründungsmitglied, Sänger Zoli Téglás ist seit 1994 dabei. Sie gehören zu einer der wichtigsten Hardcore Bands der USA in der heutigen Zeit. Ich bin auf die Band Mitte der 90’er gestoßen als sie ihre Past Our Means EP gerade heraus gebracht hatten.

Jetzt gaben sie ein paar exklusive Hallenkonzerte während ihrer sommerlichen Festival Tour. Erst im Januar veröffentlichten sie ihr letztes Album A War Against You. Sie spielten ein paar Lieder der neuen Platte, aber vor allem auch ihre Klassiker wie In My Time oder Run, Run, Run, weswegen wir diese Band alle lieben.
Irgendwie war mir das Konzert zwischenzeitlich zu schleppend, denn die ruhigeren Songs überwiegten das Setup etwas. Dennoch ein gutes Konzert, laut, verschwitzt und ich glaube sogar ausverkauft.

Ein kleines Video, aber leider mit schlechter Soundqualität 😦

Hund frisst Hund

Konzert vom 21. April 2016 im Stone im Ratinger Hof, Düsseldorf
Dog Eat Dog und Reno Vega

Konzerte in der Düsseldorfer Altstadt sind mir immer ein Graus, weil es dort keine Parkmöglichkeiten für mein kleines Automobil gibt oder nur in einem teuren Parkhaus. Klar ich hätte auch mit der Bahn fahren können, aber wenn ich am nächsten Morgen wieder früh aufstehen muss, finde ich die Anfahrt mit dem Auto komfortabler. Dafür musste ich an dem Abend aber mit immensen Parkgebühren rechnen.

Es ist sehr lange her, dass ich Dog Eat Dog einmal live gesehen habe, daß ich mich garnicht mehr erinnern kann, wann und wo das war. Es muss auf jeden Fall irgendwann in den 90’ern gewesen sein, als ich noch kein Auto hatte und mir um Parkplatzprobleme keine Sorgen machen musste. Da sah die Umgebung um den Ratinger Hof auch noch ganz anders aus. Der Laden hat eine sehr grosse Bedeutung für die deutsche Untergrund Kultur und die Vorgängerband der Toten Hosen – ZK – hatte dort ihren Proberaum und spielten im Ratinger Hof ihr erstes Konzert. Nach vielen Jahren, in denen im Hof eine Techno Disco hauste, sind dort nun wieder unter dem Namen Stone verzerrte Gitarren zu hören.

Als erste Band standen pünktlich Reno Vega auf der Bühne. Drei Jungs aus dem kleinen, knapp 3.500 Seelen großen Ort Kahlgrund/Schöllkrippen in der Nähe von Aschaffenburg. Die Band gibt es seit 2011 und sie präsentierten einen reinen Stonerrock, der vom ersten Moment an um die Ohren blies. Bluesig, roh und voller Leben. Das Internet gibt nicht viel her, außer daß sie bald ihre erste Platte Welcome To Skullcracking veröffentlichen werden. Wir können also auf laute, tiefe Gitarrenmusik mit viel Herz gespannt sein von der kleinsten, größten Band der Welt, wie sie sich selbst bezeichnen.

Reno Vega live im Stone im Ratinger Hof, Düsseldorf am 21. April 2016.

Reno Vega live im Stone im Ratinger Hof, Düsseldorf am 21. April 2016.

Nach einer kurzen Umbaupause kam dann der Hauptakt des Abends mitten durch das Publikum auf die kleine Bühne gelaufen: Dog Eat Dog, eine von der Ostküste der USA stammende Band, die 1989 aus dem Umfeld von Mucky Pup entstanden ist. Ihre größten Hits und Erfolge feierte die Band sicher mit ihrer Mischung aus Hip-Hop, Hardcore, Crossover und Punk in der Mitte der 90’er Jahre. In dieser Zeit bin auch ich auf sie aufmerksam geworden und habe sie da sicher irgendwann auch mal live gesehen und sie und ihre kommenden Platten dann aus den Augen verloren. Alleine schon der nostalgischen Erinnerung wegen wollte ich also nach Düsseldorf.

Aber die Jungs sind heute noch auf den Bühnen der Welt unterwegs und haben gerade ihr 26 jähriges Jubiläum gefeiert. Anlass für die jetzige Tour 2016 war das 20 jährige Jubiläum ihrer zweiten Platte Play Games von 1996.

Bereits im letzten Jahr hatten sie schon im Stone gespielt und der Laden war heute restlos ausverkauft. Sie präsentierten eine bunte Mischung ihrer Platten und huldigten sogar Prince mit einem Lied, der an dem Tag des Konzertes tragischerweise verstarb. Schon direkt zu Anfang des Konzertes machte Sänger John ihre Abneigung gegen Raucher klar und hatte sogar eine Wasserpistole zum Beschießen von qualmenden Zigaretten dabei. Manchmal frage ich mich, ob es angenehmer ist, auf Konzerten den dumpfen Schweiß mancher Zuschauer_innen zu riechen oder den beißenden Qualm einer Zigarette?

Sie gaben auch bekannt, daß sie nach 10 Jahren Pause wieder an einem neuen Album arbeiten würden und spielten davon den Song Lumpy Dog. Wir dürfen also gespannt sein auf das was da kommen wird.

Dog Eat Dog live im Stone im Ratinger Hof, Düsseldorf am 21. April 2016.

Dog Eat Dog live im Stone im Ratinger Hof, Düsseldorf am 21. April 2016.

Pünktlich zur Nachtruhe war die Show vorbei. Aus Rücksicht auf die Anwohner. Wir waren alle durchgeschwitzt durch den kleinen Raum und den heissen Scheinwerfern und trotteten langsam zum Ausgang zurück. Im Stone ist es etwas unglücklich gelöst worden, daß die Getränke nicht sofort an der Bar bezahlt werden können, sondern mit einem Kartensystem am Ausgang. Dadurch gab es einen immensen Stau beim Hinausgehen, was nicht nur nervig war, sondern auch vollkommen unnötig.

Mit abschließenden 7,50 Euro weniger in meinem Portemonnaie für das Parkhaus, bin ich dann wieder nach Hause gefahren, um am nächsten Morgen wieder um 7 Uhr aufzustehen.

Setlist Dog Eat Dog:
Games
Pull My Finger
Isms
Who’s The King?
Walk With Me
Lumpy Dog
World Keeps Spinnin‘
Vibes Kartel [?]
Rocky
Step Right In
Expect The Unexpected
No Fronts
If These Are Good Times

Hardcore auf deutsch, israelisch, australisch und amerikanisch

Konzert vom 20. März 2016 im Underground in Köln
Defeater, Break Even, Kids Insane und Jail

Nein, ich bin nicht nach Köln gefahren, um mir Refused anzusehen. Das wäre vielleicht auch interessant gewesen, aber ich bin doch in den Untergrund gegangen.

Der Underground in Köln. Hier habe ich mein erstes Motorpsycho Konzert so 1994 oder 1995 gesehen, nachdem ich an der damals noch existierenden Hall Of Fame gesprüht hatte, die um die Ecke lag. Mit einer Tasche voller Dosen saß ich dann bekifft im Hintergrund der Halle und bin auf die musikalische Reise der Norweger gegangen. Hier haben viele gute Bands gespielt, die heute schon in großen Hallen gastieren. Und heute stand ein internationaler Hardcore Abend auf dem Programm.

Er begann lokal mit Jail aus Paderborn und dem Ruhrgebiet. Hardcore hat immer irgendwie etwas mit Sport zu tun. Viel springen, auch rennen, schreien, hüpfen und die Arme rudern. Sänger Björn hatte bereits eine kurze Sporthose an und war besonders aktiv auf der Bühne, wie es sich gehört: er rannte, schrie, hüpfte und war ein geladenes Energiebündel, dem man nur schwer mit den Augen folgen konnte.

Präsentiert wurde ein energiegeladener Oldschool Hardcore und auch wenn die Band im Herbst letzten Jahres gerade ihre erste 7″ Single aufgenommen und veröffentlicht hatte, wurde doch klar, daß die Mitglieder ihre Sache bereits seit vielen Jahren machen. Es klang schon sehr ausgereift und erwachsen. Ich bin gespannt auf das was noch kommen wird aus dem Gefängnis Jail.

Jail playing live at the Underground in Cologne, Germany at the 20. March 2016.

Jail playing live at the Underground in Cologne, Germany at the 20. March 2016.

Ich hatte noch nie im Underground fotografiert und war von Beginn an etwas frustriert über das schlechte Licht. Ich nehme so gut wie nie einen Blitz beim fotografieren, denn das macht total langweilige, flache Bilder und gibt keine tollen, satten Farben. Blitzfotografie in der Automatik-Funktion der Kamera kann auch jeder machen und ich fotografiere immer komplett manuell und mit dem Licht der Scheinwerfer. Also auf Konzerten. Da geht auch was schief, aber es sind in meinem Augen die besten Bilder entstanden. Doch hier musste ich improvisieren zwischen Fotos mit Blitz, Überbelichtungen und Fotos ohne Blitz. Am Ende sind doch ein paar nette Bilder für mein Buchprojekt heraus gekommen. Oder?

Als nächste Band stand die Gruppe Kids Insane aus Tel Aviv in Israel auf dem Programm, die sich bereits 2010 gegründet hatten und auch schon ein paar Mal in Deutschland auf Tour waren. Jetzt begleiteten sie Defeater als Support und haben selbst schon eine kleine Fangemeinde in diesem Land.

Ihre Musik war eine Mischung aus Oldschool Hardcore und modernen Einschlägen, der den eurpoäischen Vorbildern in Nichts nachsteht. Durch die begrenzte Zeit von nur 40 Minuten war das Set sehr schnell vorbei, aber das ist bei den vielen Bands des heutigen abends und bei Hardcore eigentlich nicht verwunderlich.

Kids Insane playing live at the Underground in Cologne, Germany at the 20. March 2016.

Kids Insane playing live at the Underground in Cologne, Germany at the 20. March 2016.

Mit der dritten Band dieses Abends – Break Even – reisen wir von Israel nach Australien, wo die Gruppe in Perth beheimatet ist. Es gibt sie auch schon seit 2005 und in 2008 hatten sie den tragischen Verlust ihres Gitarristen Rowan Willoughby zu beklagen, der sich das Leben nahm. Aus dieser Trauer heraus entstand ihr Debut Album The Bright Side, was bislang die einzige Longplayer Veröffentlichung der Band blieb.

Der Bassist hatte mit dem Gürtel seines Instrumentes zu kämpfen, der ständig abfiel und der Sänger forderte das Publikum permanent auf, von der Bühne zu stagediven. Das wurde gerne angenommen und die Energie der Musik setzte sich bald in das Publikum um, was eine hervorragende Basis für die letzte Band des Abends – Defeater zu formen.

Break Even playing live at the Underground in Cologne, Germany at the 20. March 2016.

Break Even playing live at the Underground in Cologne, Germany at the 20. March 2016.

Gegen 22 Uhr wurde es dann Zeit für den Hauptakt des Abends. Defeater. Die Halle war mittlerweile komplett gefüllt und ich entschloss mich, die Position vor der Bühne zu wechseln und ging an den rechten Rand. Das erwies sich nachher als weise Entscheidung, denn ich konnte hier bessere Bilder machen als auf der linken Seite.

Die fünf Jungs aus Boston spielen seit 2004 zusammen und sie haben sich im letzten Jahr nach der Veröffentlichung ihrer neuen Platte Abandoned von ihrem Gitarristen Jay Maas getrennt. Mit der neuen Platte sind sie derzeit auf Europa Tour und eröffneten ihr Set auch mit dem Titeltrack der Scheibe.

Die Band riss das Publikum vom ersten Moment an mit und wurden bei einigen ihrer bekannten Songs frenetisch gefeiert. Menschen flogen durch die Luft, Fäuste und Finger reckten sich der Bühne entgegen. Sie scheuten sich nicht zu betonen, daß sie den Underground als einen ihrer besten Locations lieben würden. Nach zwei oder drei Zugaben war pünktlich gegen 23 Uhr Schluss und ich setzte mich mit einem Bier an den Rand der Halle zum entspannen. Irgendwie sind Hardcore Konzerte auch für den Zuschauer recht anstrengend und ich war ein wenig erschöpft. Oder werde ich nur alt? Irgendwann forderte mich die Security zum Gehen auf und ich stürzte den Rest Bier herunter und ging zu meinem Wagen.

Defeater playing live at the Underground in Cologne, Germany at the 20. March 2016.

Defeater playing live at the Underground in Cologne, Germany at the 20. March 2016.

Ein Video konnte ich an dem Abend leider nicht machen, da es sehr hektisch vor der Bühne war und der Sound so dermassen laut war, daß die Kamera den Ton nur übersteuerte und es kein wirkliches Hörvergnügen mehr war.

Kunstlose Wut von schockierenden Idioten

Konzert vom 04. März 2016 im Bahnhof Langendreer, Bochum
The Idiots, Artless, Die Wut & Shock Out

Den Weg zum Bahnhof Langendreer finde ich schon fast im Blindflug. Auf dem Weg vom Parkplatz zur Halle fielen mir zwei Punks mit Irokesen Haarschnitt und bunten Haaren auf, die aus einem silbernen Mercedes der S-Klasse ausstiegen und ich habe mir nur gedacht: „Meine Güte haben sich die Zeiten geändert, früher fuhren die Punks mit dem Bus zum Konzert und heute steht der Mercedes vor der Tür.“

An diesem Abend waren The Idiots im Langendreer zu Besuch und ich hatte mir schon länger beim Sir Hannes Schmidt die Erlaubnis geholt, dort fotografieren zu können. Wieder so eine Band, die ich aus meinen Jugendjahren kenne und die nun wiedersehen werde. Ich habe meine Erinnerung ausgewrungen, ob ich sie schon in der Mitte der 90’er Jahre einmal live gesehen habe, aber ich kam auf keine bewusste Begegnung. Vielleicht ist ein Konzert der Idiots auch in Vergessenheit geraten in dem Nebel der Erinnerung oder aufgrund des konsumierten Alkohols.

Ich betrat gerade die Halle, als die erste Vorband Shock Out auf der Bühne stand. Vier junge Männer, die sich 2012 zusammen gefunden haben, um gemeinsam Musik zu machen. Heute brachten sie ihre erste EP mit dem Titel Beast heraus. Also eigentlich eine Release Show. Als Vorband von den Idiots.

Diese EP mit ihren vier Liedern spielten sie auch vollständig durch und legten noch ein paar Songs drauf. Als Zugabe gab es dann noch Blitzkrieg Bop von den Ramones. Der Sänger erinnerte mich irgendwie an Dustin Kensrue von Thrice, aber nur visuell.
Die Band hatte sogar einen Startblock mitgebracht, um den Leuten das Stagediven zu erleichtern, aber er wurde irgendwie nicht genutzt. Bevor ich den Sound der Band so richtig erfassen konnte, war ihre Spielzeit auch leider vorbei.

Shock Out - Bahnhof Langendreer, Bochum - 04.03.2016

Shock Out – Bahnhof Langendreer, Bochum – 04.03.2016

Als zweite von den insgesamt vier Bands heute Abend spielten Die Wut. Sie haben sich bereits 1980 gegründet und zwischen 1983 und 2007 hatte sich die Band aufgelöst. Nun touren sie wieder und spielen vereinzelte Konzerte. Vor kurzem haben ihren Gitarristen verloren, sodass der Sänger diesen Part übernehmen musste und nicht wirklich zufrieden schien mit dieser Aufgabe. Er beschwerte sich nicht nur einmal über den Verstärker in seinem Rücken. Aber ihr Sound klang wie in den 80’ern, rau, punkig und kantig mit viel politischer Botschaft.

Die Wut - Bahnhof Langendreer, Bochum - 04.03.2016

Die Wut – Bahnhof Langendreer, Bochum – 04.03.2016

Als dritte Band im Bunde trat ein ganzer Trupp an Musikern auf die Bühne: Artless aus Duisburg. Drei Gitarren, ein Bass, ein Schlagzeug und ein Sänger. Einer der Gitarristen spielte sogar noch Orgel, die bei der lärmenden Wand der Gitarren leider vollständig unterging und nicht zu hören war.

Artless existieren auch schon etwas länger, die bereits 1981 ihren legendären Single Mein Bruder ist ein Popper aufgelegt haben. Dieses Lied spielten sie auch heute Abend, was einen frenetischen Applaus und tanzwütige Teenager auf das Parkett rief. Bei der Band sind heute noch Sänger Hank Sinatra und Gitarrist/Keyboarder Willi Solid als einzige verbliebene Originalmitglieder der 1979 gegründeten Band aktiv. Auch diese Band löste sich 1981 auf und formierte sich 2007 neu.

Ihre Wand aus Gitarren und der schnelle Sound mit manchmal etwas skurrilen Lieder (Unrasiert??) haut mich um, daß bald meine Ohren schmerzen und ich für die Idiots meine Ohrstöpsel einlege.

Artless - Bahnhof Langendreer, Bochum - 04.03.2016

Artless – Bahnhof Langendreer, Bochum – 04.03.2016

Zu guter Letzt und der Hauptakt des Abends sind The Idiots aus Dortmund, wo sie auch ihren gleichnamigen Laden und ihr Plattenlabel haben. Ich bin auf die Band Anfang der 90’er aufmerksam geworden, als sie ein paar Lieder auf dem 1989 erschienen Das waren noch Zeiten Sampler veröffentlichten.

Die Idioten haben sich schon 1978 als frühe Punkband gegründet, die den Deutschpunk massgeblich beeinflussten. Ihr Gründungsmitglied Sir Hannes ist heute das einzig verbleibende Mitglied der Gruppe. Er ist positiv exzentrisch und hat eine sehr starke Bühnenpräsenz, die an Jello Biafra heranreicht und seine eigene Klasse besitzt.

Sie sind seit jeher bekannt dafür, Aktionen auf der Bühne zu machen und auch heute legte sich Sir Hannes eine Fleischwurst und ein Schinkenstück auf den Kopf, während er das Lied Fleischwolf sang. Seine Mimik und Gestik ist ausdrucksstark und der treibende, trashige Punksound mit seiner manchmal kreischenden Stimme nimmt das Publikum mit. Es wird gepogt, Bierfontänen sprühen auf die Bühne und irgendwann zerbricht eine Glasflasche am Bühnenrand.

Das gehört dazu und ist beabsichtigt und gegen Ende des Konzertes verteilt die Band Hansa Bierdosen ins Publikum, sodaß der Boden nass und glitschig ist. Ein echtes Punkkonzert hat so zu enden. Es ist 1:30, ich kann nicht mehr und schleppe mich zum Auto zurück.

The Idiots - Bahnhof Langendreer, Bochum - 04.03.2016

The Idiots – Bahnhof Langendreer, Bochum – 04.03.2016

Setlist Die Wut:
Blinde Wut
Raus
Punk
Kirche
Giftgas
Armutsstaat
Überwachung
Wahrheit oder Pflicht
Jetzt oder Nie
Drecksland
Zu Still
Morgen
Leben
Zugabe:
Freiheit

Setlist Artless:
Erleuchtung
Alkohol
Herdentiere
Großstadt
Urlaub
Peace & Anarchie
Alles Geht
Jenny
Punk 80
Das Leben
Unrasiert
Komm Gib Mir
Wozu
Mein Bruder
Donnerwetter
Mach’s Gut
Zugaben:
Diese Stadt
White Riot
Were Only

Setlist The Idiots:
Deathbrains
Der Tod
Selbstmord
Gott Sei Punk
Alter Schwede
Fleischwolf
Nuclear War
Der Idiot
Verseucht
Bayrischer Wald
Mädchen mit den roten Haaren
Der Säufer
Samstag Nacht
Schweine ins Weltall
Emmi oh Emmi – Idioten ficken besser
Der S04 und der BVB
Heavy Metal Psycho Punk
Kill Him
Amok
Edeka
Zugaben:
Now I Wanna Be Your Dog
Tage ohne Alkohol
Destroy My Body
Pechvogel bei den Frauen

Still fucking angry

Yesterday, my work stopped at 8:15pm and I knew my time would be tight tonight. Right at finishing time, I just jumped out of my working clothes, entered my car and drove as fast as my small and slow car could get me to Bergisch Gladbach, a small town nearby Cologne.

Arriving in darkness is always a struggle for me, because I am night-blind, have a problem with left and right and surely I first missed the spot.
After parking the car, I entered the youth centre and wow, I felt young again. My first punkrock show was 1991, where I saw the German punk-band Molotow Soda from the former German capital Bonn. Today, almost 15 years later, I was about to see another band from the same city F*cking Angry.

The evening was supposed to be the record release gig for another band Pogendroblem (something like prugdroblem in English), who is a local act and who had organised the whole thing.
When I arrived, the first band was suprisingly sitting almost entirely on the stage and I felt like being transported back in the beginning of the 90’s, when punks were still punks and I was younger and with more energy and less worries in my mind.

They were called Unterstaat and the singer had a police hat on his head and the guitar player looked like he came from this other dimension, which I call „back in the punk-days“. This was the way punk-bands looked like back in the days. And still are like this, which always brings a smile into my face. Unterstaat plaid rough German punk and I took a few photos.
The audience was pretty young and me in my old age (hahaha) felt younger too. In the corner, some people older than me were obviously waiting for their maybe teenaged kids in the crowd to bring them back home. Or something similar, I was just guessing.

The first band just plaid a few songs and then finished. So, I did not get much of what they plaid and they rushed from stage.
Time for me to discover the room and the audience. It was a wide and long, but properly equitted concert room, typically for youth centres. Three doors, where people could enter and the audience consisted of many punk clothed people and some ordinary styled. A great mixture.

Unterstaat at Ufo in Bergisch Gladbach, Germany playing live on 30. January 2016.

Unterstaat at Ufo in Bergisch Gladbach, Germany playing live on 30. January 2016.

The second band Pogendroblem changed the equipment and I was a little confused, because it was their release gig and they did not play as main act.
Their music was German punkrock and had good lyrics and the singer was full of high energy.
One of their songs was against the rascist party AfD (Alternative for Germany), who is unfortunately getting a great support during these days full of fears and anger against the arriving refugees from countries, where our very own government delivered the weapons to: „You are in the fist of fear, you have no perspective, because you can not go alone, you are looking convulsively for an alternative.“

Another song was rather more explicit: „Milk products make you dumb!“

Pogendroblem at Ufo in Bergisch Gladbach, Germany playing live on 30. January 2016.

Pogendroblem at Ufo in Bergisch Gladbach, Germany playing live on 30. January 2016.

The last band this evening, I had seen almost two weeks ago. This time, the location was nicer and not a dangerous former swimming pool, where people hit their back on the stairs. F*cking Angry plaid their angry and high energy punk-hardcore again and this time I was better prepared, because I had their vinyl in home since two weeks and knew many of the songs.

Their energy was sheerly hitting in my back and stomach and my legs started to move uncontrollable. Gabo, the drummer had to work a lot, I can see the hard parts of the songs in his face, but this gave a rather stronger energy to the already existing wall of guitar, the grumbling bass and the deep and straight voice of Beckx.

Unfortuntely the people had decreased since the last band and the place to dance was now huge and the guys could pogo and jump as hell. They all knew the band very well and could sing their lyrics.
As usual, they started off with their title song Fucking Angry and they finished their set with the song Born Angry. Does this say enough?

Thanks to all the bands for the nice evening and also the lovely audience. Hope to see you all again soon.

F.cking Angry - live at Ufo in Bergisch Gladbach on 30. January 2016

F.cking Angry – live at Ufo in Bergisch Gladbach on 30. January 2016

A video of F*cking Angry during that show:

And a video of Pogendroblem during that show:

Setlist Pogendroblem
Moschen für Groschen
Schnöselpunx
Viktoria
AfD Motherfucker
Öffis
Kotzen
Milchprodukte
Nipster
Putin
Flucht
Schales Bier
Steiner Kids are Stoner Kids

Setlist F*cking Angry
Intro & F.cking Angry
Unterwegs
Lone Wolf
Destroy
Doin‘ Alright
Hashtag
Myanmar
Blackout
Hardcore
Battle the Bottle
Bad Neuenahr
Fuck Off
Atomstrom
Skatesong
Born Angry
………………
Was übrig bleibt

Two completely different concerts – or not? Klaus der Geiger and f*cking angry

On 16. January 2016 I had the chance to see two completely different concerts in their music style. But somehow they were not really different in their basics.

We can also call this night „my search for snow“, because the weather forecast proclaimed heavy snowfall and ice on the streets, but let’s see.

I first started to drive with my car the 45 minutes ride to Cologne, where I wanted to see Klaus der Geiger (Claus the fiddler), who is the most famous street musician in Germany. I knew him from the mid-90’s when he plaid a song with a local punk-left wing-comedy troupe, where he sung the remarkable slogan: „We don’t want your power and we don’t want you money. We don’t want to listen to your lies, we want to destroy your lies.“

The more remarkable it was, that he was supposed to record a live CD during this night, playing songs by Astor Piazzolla together with Marius Peters, who plaid the guitar. Piazzolla is known for this unique Tango music, where he included elements of Jazz.

I arrived in time and needed to go upstairs for almost five floors to reach the venue. Chairs were seated on the floor, which is an unusual sight to me, because I am used to standing, dancing and pushing during concerts. But this is a classical concert, so people had to relax.

Right in time, Klaus and Marius entered the stage, gave a few instructions to switch off the mobile phones, to not disturb the recording and they started with the „Four Seasons“ by Piazzolla. They were followed by a song, where Klaus was singing for this new-born granddaughter, a Jazz song and one last song, that both musicians brought together.

Klaus der Geiger - Loft, Cologne, Germany - 16. January 2016

Klaus der Geiger – Loft, Cologne, Germany – 16. January 2016

During the break I left the venue, because I had to drive for one more hour to the next show. I stepped into my car, gave the directions to my electronical navigation system (not auto-pilot) and drove to Schwerte in the East. During this ride, they announced constantly on the radio that there was heavy snow fall and ice on the roads. I did not see any of this. Not one single snowflake. But I was to experience it later.

I wanted to see f*cking angry in Schwerte, a German hardcore punk band, that I just knew by listening to a few of their songs online, but these songs hit me immediately. They hit me so much, that I needed to see them playing. It is always risky to visit a show, where you do not know the band, but this band was a blast! Klaus and f*cking angry agreed to let me photograph during their shows, so I had to take the chances and not disappoint them.

I arrived right in time. The last band just unloaded their equipment and the next band to play was f*cking angry. I grabbed a beer, drank it quickly to have two free hands to photograph and waited for the things to come.

My love are female-fronted bands, either punk, hardcore or rock. I love the mixture of electric guitars with female voices. Beckx, the singer of f*cking angry had an amazing voice, with which I already fell in love just listening to their online songs. Such a raw power with politically motivated lyrics are always appealing to me.

They just started their show and it directly blasted my ears and body. The energy was encroaching to me and I needed to move my legs and feet, while trying to take good photos. Beckx’s voice was raw and deep and fitted so perfectly to what a hardcore, punk band should sound like.

The Rattenloch is a very unique and strange venue, that I never saw before. It must have been a former swimming pool or so, because in the concert hall were steep steps and the dancing ground was two metres below. It had the disadvantage, that the people who were dancing pogo and fell down, sometimes crashed on the sharp edges of the stairs.

F*cking Angry are real kind and nice people and worried for these people who crashed on the stairs and I even saw Beckx cleaning up the stage from empty beer bottles, so that they won’t break. How sweet is that?

They were fast, angry, threw their lyrical stones against the injustice of our society and political system, the informed about the fascist Hooligan gangs roaming around in Dortmund to „protect“ the people against foreigners and they even had a song about Burma or Myanmar. This was another reason why immediately I fell in love with them, because I spent a long time in this country, documenting the civil war and the effects of the military dictatorship with my camera: „I wish I was a punk in Myanmar, so I really had something to rebel against … I would rebel against the war, I would rebel against the law, I would rebel against the German tourists looking to score.“ Great!!

f*cking angry live at Rattenloch in Schwerte, Germany on 16. January 2016.

f*cking angry live at Rattenloch in Schwerte, Germany on 16. January 2016.

I bought their vinyl at the end and made my way home, because snow might be coming. And right after I entered the highway and wanted to speed home, snow begang to fall. The Autobahn was covered with snowflakes within a short time and the speed and energy from the show almost disappeared, even though I tried to keep the mood alive while listening to early Bad Religion songs. When you drive through falling snow in night time, it seems like small stones are flying towards you, because of the reflections of the car-lights on the flakes. I had to drive slowly and arrived late at night in my home.

I wish to see f*cking angry again to get back this mood and energy from such a kind and lovely band, that I have rarely seen. Thanks a lot to all the musicians during this night!!!

One song from the f*cking angry show as video:

Setlist f*cking angry:
intro & f+cking angry
Unterwegs
Lone Wolf
Destroy
Doin Alright
Hashtag
Myanmar
Blackout
Hardcore
Battle the Bottle
Bad Neuenahr
Fuck off
Atomstrom
Skatesong
Born Angry
……….
Was übrig bleibt