Das Mono Syndrom

Konzert vom 30. Oktober 2016 im Gebäude 9 in Köln.
Alcest, Mono, Syndrome

Nach meiner Reise durch Laos, über die ich hier vielleicht einmal berichten werde, hat mich nun der Alltag leider wieder und die wenigen Momente, in denen ich mich in ferne Welten begeben und auf virtuelle Reisen gehen kann, sind zum Beispiel Konzerte. Für ein paar Stunden entführen mich die Musiker mit Klang, Licht und Vibrationen in kleine Phantasielandschaften. Notwendig in dieser entmenschlichten Zeit.

Heute war es eine besondere Reise, denn ich konnte endlich wieder Mono aus Japan bewundern, die ich zum letzten Mal 2011 im Druckluft in Oberhausen gesehen hatte. Es wurde also wieder Zeit. Eine weitere Premiere war meine neue Kamera, die ich heute zum ersten Mal auf einem Konzert ausprobieren wollte und generell noch nie getestet hatte. Ein kleines Risiko, denn das Management von Mono wollte die fertigen Bilder gerne verwenden.
Vielleicht durch die Luftfeuchtigkeit in Laos oder technische Defekte ist meine alte Kamera gegen Ende meiner Reise kaputt gegangen und die direkt nachbestellte baugleiche Kamera hatte ebenfalls Defekte. Daher habe ich das Less Than Jake Konzert vom 13. Oktober nicht gepostet, weil die Bilder einfach nur miserabel waren. Also wieder eine neue Kamera samt Objektiv gekauft udn nun bin ich stolzer Besitzer einer neuen Spiegelreflex eines anderen Herstellers. Und heute war Premiere im Gebäude 9 bei Mono.

Ich traf zwar noch recht früh gegen 19:45 Uhr ein, hatte nur so weit weg geparkt, dass ich etwas laufen musste. Das Konzert war restlos ausverkauft und die Halle voll. Oje, ich musste mich durch den ganzen Wust an Menschen durchkämpfen, um einen halbwegs guten Platz vor der Bühne zu ergattern. Ich stand leider nur in der zweiten Reihe und der Fotograf vor mir war nicht bereit, auch nur ein wenig nach links zu rutschen, damit wir beide einen tollen Platz zum fotografieren hätten. Während des Konzertes machte er diese Lücke sogar zu und behinderte mich irgendwie sogar bei meinen Aufnahmen, indem er sich gegen mich stemmte. Es sind denke ich dennoch ein paar gute Bilder bei herumgekommen und ich bin sogar schwer begeistert von meinem neuen technischen Begleiter.

Ich kam gerade rechtzeitg, denn das Konzert begann pünktlich und Mathieu Vandekerckhove setzte sich alleine auf seinen Stuhl. Er ist besser bekannt unter seinem Solo-Projekt Syndrome und spielt auch bei Bands wie Amenra, Kingdom Deah und Sembler. Die Bühne war in ein kaltes, blaues Licht getaucht und im Hintergrund lief ein schwarz-weiss Film mit Sequenzen von Meer, Frauen in den Dünen liegend und Wasserspielen ab. Das Ganze brachte mit dem trägen, aber stimmungsvollen und grummelnden Sound ein recht schweres Ambiente mit und oft vergass man, dass dort nur Mathieu saß, der all diese überlagerten Klänge produzierte.

Irgendwann während seiner Show quatschte mich die Frau neben mir an, ich möchte meine Kameratasche doch auf dem Bauch tragen. Ich drehte sie auf den Rücken und stellte später fest, daß sie fast die ganze Zeit während des Konzertes von Mono und Mathieu nur auf ihr Handy glotzte und den Musikern auf der Bühne kaum Beachtung schenkte, bis dann am Ende ihre Lieblingsband kam, wegen der sie nur gekommmen war und die sie stolz auf ihrem Shirt herumtrug.

Nachdem Mathieu nach einer geschätzten halben Stunde sein Set beendet hatte, wurde kurz umgebaut und mein Hauptgrund dieses Abends betrat die Bühne. Mono. Aus Japan. Vier Personen, die bereits seit 1999 Musik machen. Erst im Oktober veröffentlichten sie ihre neue Platte Requiem For Hell bei einem meiner Lieblings-Label Pelagial Records, dessen Titeltrack sie sogar zum Abschluss spielten. Inspiriert wurde die Platte von Dantes Göttlicher Komödie.

Monos instrumentaler Klangteppich geht bisweilen durch Mark und Bein, wenn sie aus klangvollen Teppichen in druckvolle Wellen ausbrechen. Auch wenn sie eine der wenigen Bands sind, die bei Konzerten sitzen, verzeihe ich ihnen dies, denn sie verbreiten bisweilen eine ungeheure Energie, die sich im nächsten Moment in ganz ruhige Gewässer mit einer atemberaubenden Berglandschaft verwandelt. Rein musikalisch natürlich. Das sind diese Momente, in denen ich aus meinem Alltag entfliehe und von der Musik gefangen bin und mich nur auf die Klänge und mögliche fotografische Schnappschüsse konzentrieren kann.

Wieso der Veranstalter diese Reihenfolge an Bands gewählt hat, ist mir schleierhaft. Ich hätte gerne Mono als Hauptakt gesehen, denn was zum Schluss kam, haute mich nicht mehr aus den Socken. Alcest stammen aus Avignon in Frankreich und sind eigentlich das Soloprojekt des Gitarristen und Sängers Neige. Alcest wurde 2000 gegründet und sie haben bislang fünf Studioalben heraus gebracht. Sie fingen damals als Black Metal Band an und gelten heute als Vorreiter des Blackgaze, einem hypnotischen Genre des Post-Metal.
Die Jungs kamen mir leider etwas zu selbstverliebt rüber und die Musik war mir persönlich zu eintönig. Auch wenn beide Gitarristen sangen, dachte ich zuerst sie fabrizieren nur Sounds mit ihren Stimmen, aber irgendwann kamen die Stimmen durch die Boxen und ich erkannte, daß sie sogar sangen.

Ehrlich gesagt möchte ich keine Band verreissen, aber Alcest langweilten mich zum Teil, denn es fehlte mir der Drive und der Knall. Das gewisse Etwas und diese selbstverliebten Blicke ins Publikum empfand ich als eher störend und irritierend. Es gab zum Glück keine Zugabe.

Gegen knapp 0 Uhr war das Spektakel zu Ende und ich besorgte mir an dem Merch-Stand von Mono noch eine ihrer alten Platten, die mir noch in meiner Sammlung fehlte: One Step More And You Die und die New York Soundtracks in einer Deluxe-Vinyl Version. Mit der For My Parents Platte von Mono in voller Lautstärke ging es dann über die A3 wieder nach Hause.

Setlist Mono:
Ashes In The Snow
Death In Rebirth
Dream Odyssey
Pure As Snow
Recoil, Ignite
Requiem For Hell

Setlist Alcest:
Onyx
Kodama
Je Suis D’ailleurs
Écailles De Lune
Autre Temps
Oiseaux de Proie
Eclosion
Là Où Naissent Les Couleurs Nouvelles
Délivrance

Die Generatoren spucken pink

Konzert vom 09. März 2016 im Grammatikoff, Duisburg
The Generators, Spit Pink

Das Grammatikoff in Duisburg kannte ich bislang noch nicht. Es liegt in der Duisburger Innenstadt und bei dem ersten Anblick dachte ich, es sei eine noble Bar mit Restaurant, aber die Konzerthalle lag eine Etage oberhalb der Kneipe. Der Raum war nicht sonderlich groß und einen Großteil nahm die voluminöse Bühne und die lange Theke ein. Der Boden vor der Bühne war mit Metallplatten ausgelegt für Tanzveranstaltungen.

Als Vorband sollten eigentlich Emscherkurve 77 spielen, die jedoch aufgrund eines Krankenhausbesuches ausfielen. Spontan eingesprungen waren nun Spit Pink aus Recklinghausen und Bochum, die ich bislang nicht kannte. Sie standen Emscherkurve in nichts nach und spielten einen glasklaren Punk mit halb akustischen Gitarren.

Die vier Bandmitglieder sahen auch aus wie echte Punks und während ihrer Show habe ich oft gedacht, sie kämen aus den Staate oder England, aber nicht aus einer meiner benachbarten Heimatstädte. Das Netz gab leider nicht viel an Informationen über die Band her, aber ich werde ihnen bei der einen oder anderen Gelegenheit mal wieder ein Ohr schenken. Den Namen habe ich mich vorgemerkt und ich hoffe, sie einmal an anderer Stelle wiedersehen zu können.

Spit Pink playing live at Grammatikoff, Duisburg, Germany at 09. March 2016.

Spit Pink playing live at Grammatikoff, Duisburg, Germany at 09. March 2016.

Nach einer kurzen Umbaupause traten nun The Generators auf die Bühne. Doug Kane habe ich vor Urzeiten einmal live gesehen, als er mit seiner Band Schleprock in Deutschland tourte. Aus den Mitgliedern von Schleprock entstanden 1997 The Generators, von denen eigentlich nur noch Doug als Gründungsmitglied übrig ist.

Sie sind gerade mit ihrer neuen Platte Earn Your Stripes auf Tournee, aber spielten natürlich viele ihrer alten Klassiker, wie den Opener Burning Ambition. Auf vielerlei Wunsch aus dem Publikum änderte die Band während des Konzertes die Setlist und zog ihren wohl bekanntesten Song City Of Angels vor und sie spielten sogar ein Lied ihrer Vorgängerband Schleprock an dessen Titel ich mich nicht mehr erinnern kann.

Die Halle war eigentlich ganz gut gefüllt und es müssten geschätzte 200 Leute anwesend gewesen sein. Das Publikum war sehr ruhig, vielleicht sogar bedächtig und es wurde kaum gepogt und meistens für sich getanzt. Da bin ich von Punk Konzerten eher etwas anderes gewohnt und man wird herum geschubst und -gestoßen. Irgendwann war das Konzert dann auch vorbei und es war gerade einmal erst 22:30 Uhr.

The Generators playing live at Grammatikoff, Duisburg, Germany at 09. March 2016.

The Generators playing live at Grammatikoff, Duisburg, Germany at 09. March 2016.

Setlist Spit Pink:
Ketamine
Jenny & Jim
Day Went By
Smoke
Lizard’s Night
I think I’m dead
Let’s Go
Pressure
Voodoo Love
Knife
Fool

Setlist The Generators:
Burning Ambition
I Stand In Doubt
Tyranny
Perfume And Poison
Running Riot
Roll Out The Red Carpet
Sound Off The Alarms
Throw Away The Key
Dead At 16
Summer Of Unrest
Here I Go
Yankee Boy
Plastic Roses
Telling Them
You Against You
Castaways
Can’t Hold Me Down
Point Of No Return
City Of Angels
Walking Away
Zugaben:
Gotta Be A Better Way
Hanoi 68
Goodbye California