Spinnen im Wald

Konzert vom 14. März 2017 im FZW in Dortmund.
Spidergawd, Woodland

Fast genau ein Jahr nach dem letzten Konzert kommen die Rocker aus Norwegen wieder auf Europa Tournee. Die neue Spidergawd Platte gefiel mir sehr gut und ich wollte zudem noch ein paar Fotos für mein Buchprojekt sammeln. Also habe ich diesmal das Gebäude 9 gemieden, da dort manchmal sehr schwaches Licht ist und bin in das hochmoderne FZW in Dortmund gefahren. Ein Freund des FZW bin ich nicht wirklich, denn dieses Gebäude ist mir zu künstlich errichtet, um der Stadt Dortmund ein hochmodernes Konzerthaus zu geben. Das alte FZW hatte weitaus mehr Charme gehabt.

Als Vorband für Spidergawd hatten sie Woodland aus Trondheim mitgebracht, die sich 2011 gegründet haben. Laut eigenen Angaben spielen sie dreckigen Mississippi Blues, gewürzt mit einer Prise des harten nordischen Winters und einer dunklen Melancholie. Soweit so gut. Die fünf Jungs waren noch relativ jung und teilten sich mit Spidergawd den Bassisten Hallvard Gaardløs, wobei Hallvard bei Woodland auf einem Kontrabass spielte, was einen unglaublich tollen Charme mit sich brachte.

Ich hatte während ihrer ganzen Show das Gefühl, The Beatles ständen hier auf der Bühne. Die Musik passte zwar nicht so ganz, aber irgendwie kamen doch ein paar Klänge der Beatles durch und die Bewegungen Gisle Solbus sahen auch aus als wäre er einer von den Beatles. Trotz aller Parallelen zu den Pilzköpfen haute mich der Sound von Woodland nicht wirklich um, auch wenn er nicht schlecht war.

Extrem nervig war im FZW diesmal, daß nur eine Biertheke aufgebaut war und dort nur ein einsamer Typ die ganzen Massen bewirten musste. Das verursachte eine extrem lange Schlange, die ich in der Umbaupause nicht wahrgenommen habe und stellte mich wie sonst auch einfach an die Theke, um mir ein Bier zu bestellen. Zuerst sagte niemand einen Ton, bis mich dann jemand darauf aufmerksam machte, dass die Schlange da hinten beginnen würde. Da hinten war dann fast am Treppenansatz und das sah mir aus, als müsste ich 30 Minuten für mein Bier anstehen, weswegen ich mich gegen das kühle Nass entschied. Und wo wir gerade einmal dabei sind, das popmoderne neue FZW zu kritisieren: die eiskalte Klimaanlage nervt nicht nur die Zuschauer, sondern vor allem auch die Bands, wenn ständig ein kalter Schauer in den Rücken bläst.

Die Umbaupause strich so dahin und wieder steht das Schlagzeug von Kenneth Kapstad in der Mitte der Bühne ganz vorne. Dafür alleine liebe ich Spidergawd, denn sie stellen den Trommler in den Vordergrund. Ich wusste bereits im Vorfeld, dass dies ein besonderes oder eher ungewöhnliches Konzert für Spidergawd werden würde und direkt zu Anfang machte Gitarrist und Sänger Per Borten in einem etwas gebrochenem, aber flüssigem Deutsch unmissverständlich klar, daß er seine Stimme überstrapaziert habe und heute daher eher instrumentale Stücke gespielt würden und andere Bandmitglieder singen würden. Woodland würde dabei auch unterstützen und er bitte vielmals um Entschuldigung.

Das war nicht zum Nachteil der Show, denn sie bekam damit ihren speziellen Flair und einen neuen Drive. Es wurde sogar improvisiert. Sie spielten eher Songs aus den vergangenen Alben und weniger aus dem Neuen, was ich nicht als störend empfand. Ein rundum gelungenes Konzert, bei dem trotz der wechselnden Stimmen nichts gefehlt hat.

Setlist Spidergawd
Caerulean Caribou
What You Have Become
The Best Kept Secrets
Lighthouse
Get Physical
Fire In The Hole / Made From Sin
The Inevitable
I Am The Night
Empty Rooms
… Is All She Says

Ferngespräche mit Feueralarm

Konzert vom 09. Dezember 2016 im FZW in Dortmund.
Long Distance Calling

Wenn ich Konzerte besuchen möchte, ist das immer ein kleiner Akt. Ich muss mindestens einen Monat vorher auf meiner Arbeit Bescheid geben, daß ich an dem Tag Frühdienst haben möchte. Mein Spätdienst endet um 20:30 Uhr und da platze ich dann meistens erst mitten im Konzert hinein und bekomme nur die Hälfte mit. Das ist dann nicht besonders zufriedenstellend. Ich brauche einen neuen Job.

Für heute hatte ich mir Long Distance Calling vorgenommen. Die Band höre ich seit der ersten Platte, aber hatte sie das letzte Mal vor einigen Jahren live gesehen. Also war es mal wieder an der Zeit, sie zu besuchen. Die Gruppe war gerade auf einer Tour, die sie „An Evening with Long Distance Calling“ nannten und auf der sie ihre Instrumental Stücke spielten. Parallel dazu fanden auch einige Shows als Vorband von Amorphis statt. Mit der letzteren Band kann ich leider nichts anfangen und einen wunderbare Abend mit der sympatische Truppe aus Münster wollte ich nicht missen.

Ihre letzte Scheibe „Trips“ gefiel mir sehr gut, auch wenn sie sich etwas von dem instrumentalen Rock ihrer Anfangstage entfernt hatten und etwas in den Prog-Rock, Depri-Rock Gefilden mit Gesang herum schipperten. Sie hatten jedoch ihren Drive und die atmosphärischen Welten, die sie erschaffen, behalten und laden mich stets zum Träumen ein.

Also habe ich mich mit meinem Kleinwagen auf dem Weg nach Dortmund gemacht und kam diesmal viel zu früh um 19 Uhr an, als die Tore noch nicht einmal geöffnet waren. Aso wartete ich in der nicht allzu schlimmen Kälte des Winters nur im Kapuzenpulli, weil ich meine Jacke im Auto verstaut hatte, bis sich nach deutscher Pünktlichkeit um 19:30 Uhr endlich die Türen öffneten. Natürlich wurde ich wie jeder andere Besucher durchsucht und musste noch die Email vom Management von LDC vorzeigen, damit ich meine Kamera mit hinein nehmen durfte. Alles gut, ein Bier gekauft und direkt einen Platz vor der Bühne gesichert, denn ich erwartete, daß es voll werden würde. Das Konzert war restlos ausverkauft.

Die Show begann pünktlich (wieder sehr deutsch) um 20:15 Uhr und war jedoch nach knapp 45 Minuten schon vorbei, als sich die Band gerade warm gespielt hatte. Es gab einen Stromausfall (zumindest schien es so), bis man im Hintergrund eine Stimme hörte, die sagte: „Es ist zu einem technischen Problem gekommen, bitte verlassen Sie das Gebäude. Es gibt keinen Grund zur Panik.“ Jedenfalls sinngemäß sagte sie so etwas. Also sind wir alle raus, ich ging zum Notausgang hinter der Bühne, wo sich auch die Band befand. Dann heulten auch schon die Sirenen und dutzende Feuerwehrwagen kamen an, Feuerwehrmänner sprangen heraus und rollten ihre Schläuche aus. Ich vermute es gab einen Fehlalarm in dem hochtechnisch ausgestatteten neuen FZW. Was nun genau passiert war, wurde nicht gesagt.

Ich unterhielt mich mit einer netten Studentin aus Dresden, die derzeit in Münster Design studierte. Da wo die Band auch herkam. Wie passend. Nach knapp 15 Minuten war das Schauspiel auch schon zu Ende. Die Schläuche wurden wieder eingerollt und wir konnten in die Halle zurück. Ich suchte mir einen neuen Platz vor der Bühne, um eine andere Perspektive aufnehmen zu können. Zwar bedeutete diese Unterbrechung einen Schnitt im Fluss der Lieder, aber die Gruppe fand gekonnt wieder zurück auf die Gleise.

Die Show war eine bunte Mischung aus den gesamten fünf Alben der Band und man merkte ihnen ihre Spielfreude an. Sehr sympatische Menschen mit sehr energiegeladenen, emotionalen Liedern, die den Besucher auf gleich mehrere Trips entführte.

Eines der wohl ungewöhnlichsten Konzerte mit Unterbrechung, aber eine wunderbare Band. Wo ist denn jetzt die nette Studentin von vorhin geblieben?

Setlist Long Distance Calling
Into the Black Wide Open
Trauma
Sundown Highway
359
The figrin D’an Boogie
Black Paper Planes
Aurora
Ductus
The Very Last Day
Momentum
Timebends
Arecibo
Apparations
Metulsky Curse Revisited
Flux