Mit Garrett und Zeki

Konzert vom 09. Juni 2017 im Druckluft in Oberhausen
Garrett Klahn, Zeki Min

Abende, die man nicht vergisst. Bis 20:30 Uhr arbeiten mit dem Hintergedanken, heute Abend nach Feierabend noch zu einem Konzert zu fahren und wo die Arbeit irgendwann sowieso nur anstrengend wird und man sich nur darauf freut, endlich mit den Klängen der Musiker aus der quälenden Realität zu entfliehen. So sollte es auch heute sein.

Nach der Arbeit wieder kurz nach Hause und schnell etwas Essen aufgewärmt und den Meerschweinchen Jerry und Elvis etwas zu Fressen gegeben und wieder ab ins Auto die halbe Stunde nach Oberhausen gefahren, wo heute Zeki Min und Garrett Klahn von Texas Is The Reason spielen sollten.

Zeki Min aus Worpswede ist ein halber Koreaner, der laut seiner Aussage heute Abend sowohl den Zweitnamen, als auch dieses Solo Gitarren Projekt für seine Mutter ins Leben gerufen hat. Naja, ob das jetzt ein Witz war, konnte man unter den ganzen Witzen des Lehrers am Ende nicht mehr auseinanderhalten. Ein sehr angenehmer, ruhiger Zeitgenosse der schöne, ruhige und besinnliche Lieder geschrieben hat, die zum Nachdenken einladen und mir natürlich etwas Besonderes mitgegeben haben.

Zeki und Garrett waren an diesem Tag sehr spät in Oberhausen angekommen, denn Zeki war morgens noch arbeiten gewesen und eigentlich ziemlich müde. Dennoch hatte er eine sehr professionelle Show abgeliefert und ich freue mich auf weitere Abende mit dem lustigen Norddeutschen, der ja eigentlich aus Berlin kommt und der sicher nur aufs Land gezogen ist, weil er das Landleben kennen lernen und davon singen wollte.

Während der Umbaupause stellte ich fest, daß auch Tina auf dem Konzert war. Die Frau kenne ich nur von Konzerten und wir teilen eine große Liebe zu vielen ähnlichen Bands, die wir uns auf der Bühne ansehen. Es ist interesant, wie viele Konzerte wir gemeinsam besucht haben ohne uns auch nur wirklich zu kennen. Nun grüßen wir uns schon und werden am Dienstag wieder zusammen bei Dinosaur Jr. in Bochum sein.

Noch viel lustiger war es, alte Freunde wieder zu treffen, die ich schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen hatte. Mit Mirco bin ich vor über 20 Jahren zur Realschule gegangen und Stefan kenne ich durch gemeinsame Freunde. Wir unterhielten uns draussen in der lauwarmen Sommerluft über alte Zeiten, Graffiti, Musik und Menschen, die wir gemeinsam kennen.

Auf Garrett Klahn habe ich mich besonders gefreut. Vor allem, weil er Sänger und Gitarrist der bereits oben erwähnten Post-Hardcore Band Texas Is the Reason war, die mich in meiner Jugend Mitte der 90’er begleitete und die sich 1997 auflösten.

Er lieferte ein sehr warmes und schönes Set aus seinen eigenen Liedern und ein paar alten Texas Songs. Ein Mann, der beim Singen die Mundwinkel hochzieht und dessen warme Stimme den ganzen Raum erfüllt.
Natürlich habe ich mir am Ende seine Platte auf Vinyl besorgt, die nun im schicken Pink daherkommt. Er erzählte mir und Tina, daß der Adler auf dem Cover von einem alten Warehouse in Woodstock, NY stamme, wo er wohnte und wenn man durch diese Tür schaue, wären dort viele alte und antike Möbel zu sehen gewesen. Er habe das Haus jedoch nie von innen betreten und ich glaube, Garrett hat uns während dieses etwas spärlich besuchten Konzertes trotzdem die Tür zu seinem Herz geöffnet.

Düstere Welten des schwarzen Fuchses

Konzert vom 29. Juli 2016 im Druckluft Oberhausen
Dopethrone, Black Vulpine, Grim Van Doom, Orange Swan

Eigentlich ein fast spontaner Konzertbesuch. Ein Anruf von Patrick Anfang der Woche, ob ich Lust habe zu dem Sludge, Doom und Stoner Konzert am Freitag im Druckluft zu kommen. Ich bin mit Patrick vor knapp 20 Jahren in die Realschule gegangen, wir haben viel Mist zusammen gebaut, sogar gemeinsam mal Musik gemacht, wobei wir feststellten, daß ich als Sänger vollkommen ungeeignet war. Wir teilen einen ähnlichen Musikgeschmack, also habe ich zugesagt, mir die übliche Erlaubnis zum Fotografieren geholt, Karten besorgt und am Freitag nach dem Spätdienst Patrick abgeholt und auf nach Oberhausen.

Mir ging es gesundheitlich nicht wirklich gut, da mich mein derzeitiger Job im Altenheim so dermassen schlaucht, weil wie überall kein Personal eingestellt wird und auf Kosten der Gesundheit des Personals und auf Kosten des Wohlergehens der Bewohner_innen Geld eingespart wird. Ohne Rücksicht auf Verluste und ohne den Funken von Respekt vor Menschen. Dies ist ein anderes Thema, aber ich war durch das Heben und Wenden und die Versorgung von zum Teil schwerst dementen Bewohner_innen gesundheitlich angeschlagen und fühlte mich wie im Fieber ohne Fieber zu haben. Dennoch wollte ich nicht absagen und ich hatte schon zuvor die Anfrage auf meinem Wohnbereich ausgeschlagen am Samstag Morgen zum Frühdienst zu kommen. Mal wieder zu wenig Personal, die übliche beschissene Geschichte. Aber meine Gesundheit ging diesmal vor und ich hatte bereits Zusagen der Bands.

Die Bands, die heute spielen sollten, sagten mir alle nichts und wir kamen gerade an, als die erste Band Orange Swan ihre Show absolviert hatte und landeten im Druckluft genau während der Umbau Pause. Ich kann zur Band daher leider nichts sagen, außer dass ich es total sympatisch finde, dass die Band ihre Platten noch auf Kassette herausbringt. Vielleicht beim nächsten Mal, denn ihre Demos auf der Webseite klingen ganz spannend. Instrumentaler Rock, wobei die Lieder mal bis zu 20 Minuten gehen können und nicht langweilig werden.

Als nächste Band traten Grim Van Doom auf, die aus Wuppertal stammen. Im letzten Jahr haben sie ihr Debutalbum Grim Love veröffentlicht und seitdem touren sie mit der neuen Platte. Sie spielten gefühlte zehn Stücke, die aber so dermassen schwer und düster daherkamen, dass der Abend bereits jetzt schon gefüllt war mit soviel brachialem Sound, dass es eigentlich keiner weiteren Band mehr bedurfte. Sänger Lansky schrie sich die Seele aus dem Leib und ich fragte mich, wann er denn heiser werden würde. Das passierte nicht, denn vorher hörten sie auf und machten der nächsten Band Platz.

Jetzt betraten Black Vulpine aus Dortmund die Bühne. Eine vierköpfige Combo aus Dortmund, die einen Stonerrock spielen und endlich (!!!) auch eine Frau als Sängerin haben. Das gibt ihnen bei mir natürlich wieder fette Pluspunkte und ich war gespannt. Im September letzten Jahres brachten sie ihre erste Platte heraus: Hidden Places. Die Menschen vom Sound hatten anfangs Probleme, die Monitor Boxen in Gang zu bringen und mir persönlich war der Gesang etwas zu hoch abgemischt, sodass die sicher gute Stimme von Sarah manchmal etwas zu kreischend war. Ihr Sound ist in den zwölf Jahren ihrer Bandgeschichte gewachsen und drehte psychedelisch seine Runden, dass uns am Ende ganz schwindelig war. Eine tolle Band, die man sich gerne noch einmal ansehen kann.

Der Sänger und Gitarrist Vince des Hauptaktes Dopethrone ist mir bereits vor ihrer Show aufgefallen, weil er mit einem Stützkorsett am Bein und Krücke durch die Menge lief. Er hatte sich Anfang Juni das Bein gleich dreimal gebrochen und sie mussten daher einige Shows absagen, aber die Europa Tournee 2016 sollte dennoch zum Teil stattfinden. Sie stammen aus Montréal in Kanada und haben sich 2008 nach dem Titel von den Electric Wizards im Jahre 2000 erschienenen Album benannt. Sie spielten einen düsteren und bösen Sludge Metal oder Doom? Die animalische Stimme von Vince untermalte den schleppenden Sound und trug uns durch schwarze und dunkle Welten. Das Motto der Band stand deutlich auf der Bassdrum des Schlagzeugs: Smoke, Drink, Die. Sie waren so dermassen laut, dass ich trotz meiner Ohrstöpsel nach dem Konzert einen fetten Wattebausch in meinen Ohren hatte. Die Vibrationen der Boxern schüttelten meiner Körper so durch, dass ich am Ende des Konzertes, als Patrick und ich draussen standen, anfange vor Kälte zu zitterte. Es war Zeit nach Hause zu fahren, eine Tablette einzuwerfen und lange zu schlafen. Es war 1:45 Uhr als ich zu Hause ankam und endlich in mein Bett fiel.

Bergzebras aus der Tundra

Konzert vom 18. Mai 2016 im Druckluft Oberhausen
Toundra und Mountain Zebras

Es hatte ein wenig gedauert, bis ich diesen Review schrieben konnte, da ich mit anderen Projekten beschäftigt war. Daher erst jetzt und knapp eine Woche nach dem eigentlichen Konzert, ein kurzer Bericht.

Es sollte ein weiteres Highlight dieses Jahres sein und ich habe mich riesig gefreut, endlich diese spanische Postrock Kapelle live sehen zu dürfen. Das Konzert hatte mit 19 Uhr zum Einlass eingeladen, aber wir mussten eine geschlagene Stunde warten, bis wir endlich die Halle betreten konnten.
Für die Vorband Mountain Zebras aus meiner Heimatstadt Essen war es das erste Konzert und direkt vor einem großen Namen wie Toundra.

Die Gruppe gibt es seit 2016 und besteht aus zwei Männern, die beide mit Gitarre und einem Laptop auftreten. Die Musik war sehr seicht, psychedelisch und es fehlte mir etwas der Drive und ein Tritt auf das Gaspedal. Aber für eine in diesem Jahr gegründete Band bei ihrem allerersten Konzert sicher ein hervorragendes Debut.

Mountain Zebras live im Druckluft, Oberhausen am 18. Mai 2016.

Mountain Zebras live im Druckluft, Oberhausen am 18. Mai 2016.

Gegen 21 Uhr traten dann endlich das lange erwartete Quartett von Toundra die Bühne. Sie stammen aus Madrid und haben sich bereits 2007 gegründet. Momentan sind sie mit ihrer neuen Platte IV auf Tournee. Ich kannte sie schon etwas länger von ihren vergangenen Platten und war umso mehr erfreut, sie endlich mal live zu sehen.

Ihre Lieder waren eine bunte Mischung aus allen vier vergangenen Scheiben und einige Lieder kannte ich nicht, da ich nur zwei ihrer Vinyle in meiner Sammlung habe. Die Jungs sind ein sympatischer Haufen, denen es Spaß machte zuzusehen, denn sie hatten ebenso viel Spaß wie das Publikum. Auch wenn nur knapp 50 Leute anwesend waren, die Stimmung war dennoch großartig. Ich hatte das Gefühl, je länger das Konzert dauerte, desto intensiver und energetischer wurden die Songs. Sie rockten immer weiter und ihre Musik wurde immer intensiver. Nach ein paar Zugaben war dann auch leider schon Schluss, aber ich werde sie sicher noch einmal live sehen.

Toundra live im Druckluft, Oberhausen am 18. Mai 2016.

Toundra live im Druckluft, Oberhausen am 18. Mai 2016.

Hier noch eine Galerie mit verschiedenen Fotos vom Konzert: