Federleichte Schwere

Konzert vom 29. August 2016 im Kulttempel in Oberhausen
Caspian, Jo Quail

Zuletzt habe ich Caspian vor knapp sechs Jahren im Kiff in Aarau in der Schweiz gesehen. Damals hat auch noch ihr damaliger Bassist Chris Friedrich gelebt, der im August 2013 unerwartet verstarb. Da Caspian eine sehr gute Live Band sind, habe ich natürlich direkt Backs von Positive Records gefragt, der das Konzert veranstaltete, ob ich dort Fotos machen kann. Alles klar, Karte besorgt und mich schon drauf gefreut.

Den Kulttempel in Oberhausen kannte ich bis dahin noch nicht. Ich habe ihn auch natürlich nicht auf Anhieb gefunden und meinen Wagen direkt neben dem Fitnessstudio geparkt. Ich hätte auch direkt vor der Halle parken können, wie ich später feststellen musste, aber das ist ja zu einfach.

Ich war ein bisschen früh in der Zeit, also schlug ich die Zeit mit einem Bier tot, sah mir den Merchandise der beiden Bands an, wobei die Frau bei dem Caspian Stand zu meinen Shirt meinte: „Die beste Band der Welt.“ „Toundra? Ja sie gehören zu den besten!!“ (Im Instrumental Postrock auf jeden Fall.)

Der Kulttempel ist nicht sonderlich groß, man sieht, daß er auch als Diskothek genutzt wird, dann werden am Bühnenrand Eisengitter angebracht. Riesige Heiligenbilder hängen an den Wänden und das Gebäude gleicht einer nostalgischen Bahnhofshalle aus Backstein. Mit zwei Bars selbstverständlich.
Die Vorband kannte ich nicht und war sehr überrascht, was nun auf mich zukam. Es war zwar ein normales Bühnenset für Gitarren und Bass aufgebaut, aber hätte ich genauer hingesehen, wäre mir aufgefallen daß sie zu Caspians Equipment gehörten. Jeden Verstärker zierte ein Licht mit einer feder drauf, wie auf dem letzten Album.

Eine schlanke, hochgewachsene Frau betrat die Bühne und schraubte ein geschwungenes Saiteninstrument auf einen Sockel. Yo Quail, eine Londoner Cellistin und Filmkomponistin. Sie stellte ihr elektronisches Cello vor (hatte das Ding einen Namen?) und erklärte ihr erstes Stück. Dabei nahm sie einzelne Loops und Passagen auf, ließ sie digital in einer Endlosschleife laufen und baute so ein komplexes und volles Kunstwerk mit nur einem einzigen Cello auf. Das klang sehr spannend und war völlig unerwartet. Weniger tanzbar, eher hörbar, auch wenn man an einigen Stellen mit dem Kopf wippen musste oder sein Bein zucken ließ.

Sie war die Ruhe vor dem Sturm von Caspian. Ihr Konzert begann zwar sehr ruhig in einem blauen Licht mit viel Nebel, doch irgendwann flackerte das Stroboskop, als sie ihre lauten und energiegeladenen Parts spielten. Die Show hatte soviel Energie und plätscherte zeitweise durch ruhige Wellen, daß wir Zuschauer auf eine unglaubliche Reise mitgenommen wurden.