Das Gedicht im Baum

Im Wald,
da stehen nicht nur Bäume.
Zwischen den Stämmen,
da huschen die Seelen
und Geister
und auch Dämonen,
die vor der Zivilisation
dort Zuflucht gesucht haben.
Um die Stille
zu geniessen
und dem Rauschen
der Baumkronen zu lauschen,
wenn sie sich im Wind
bewegen und tanzen.
Fernab des Lärms
und dem Summen der Autos
inmitten des Dschungels
aus Beton und Stahl.
Die Füsse baumeln im Wasser,
der Kopf folgt den Düften
von frischen Wiesen
und knackigem Holz,
es knistert im Dickicht
und es knistert vorm Ende.
Die Seelen und Dämonen
huschen um die Füsse
und bringen dich zu Fall,
noch ehe du dich versiehst,
liegt dein Kopf im Sumpf
und du wirst elendig ertrinken
im Morast des Moores,
das zuvor eine Kultstätte war.
Sie opferten Tiere,
ihre kostbarsten Dinge …
und manchmal auch Menschen.
Du hast dich geopfert,
ganz freiwillig und bewusst.
Deinem eigenen Leben
und dem Streben voran zu gehen,
ohne Netz und doppeltem Boden
und ohne die Hand, die einen hält
und aus dem Treibsand
des schwarzen Moores
heraus ziehen kann.
So sinkst du immer tiefer,
mitten hinein ins Leben,
bis am du am Ende
den Grund erreichst,
wo dich niemand mehr hört,
deine Lieder und deine Klagen,
deine Flüche oder dein Weinen.
Was bleibt ist das Liebesgedicht,
dass du einst in den Baum geritzt hast,
um dich einmal auszudrücken
und ein Herz zu gewinnen.
Aber es hat niemand gelesen.