Katzenmenschen

Mir wurde die Türe
vor der Nase zugeschlagen.
Zum Glück ist nichts passiert,
nur mein Knie hat einen blauen Fleck.
Und das gerade heute,
wo ich den Boden doch noch wischen wollte.
Das ganze Blut und all die Innereien
eines menschlichen Lebens,
das zwischen die Räder geraten ist.
Nicht zwischen Autoräder
und nicht zwischen Zahnräder,
sondern den Rädern dieser Gesellschaft,
die nur Funktionieren kennt
und wenig Raum lässt
für Herzensliebe.
Oder Respekt.
So kalt,
so oberflächlich
und so wenig Enthusiasmus.
Eine Wegwerfgesellschaft,
nicht nur für Konsumgüter,
auch für Herzen und
für Menschen.
Die Müllberge aus
zerbrochenen Herzen
liegen gleich neben
den Müllbergen der
zerbrochenen Seelen,
die niemand wollte
und denen niemand mehr zugehört hat.
Zu wenig Geduld für sie
und zuviel Schmerz und Ignoranz
trifft Entscheidungen,
die nicht immer richtig sind.
Doch das Rad dreht sich weiter
und zermalmt noch weitere
menschliche Seelen und Herzen
auf dem Weg den Berg hinab
in die Stadt hinein,
wo Katzenmenschen auf leisen Sohlen
von Tür zu Tür huschen,
um sich den Bauch voll zu schlagen
und um sich die kurzen Momente
körperlicher Nähe zu holen,
um dann bei Überdruss
zur nächsten Tür zu huschen
oder sich in einen Baum zu legen
und das Treiben von oben zu betrachten.
Dieses Treiben der Menschenmassen
wie sie hektisch und gezwungen
dahin hetzen
von Terminen zu Terminen
und von Begegnungen zu Begegnungen.
Aber nirgendwo verweilen.
In Gedanken und Gefühlen den Moment voll auskosten
und sich nicht lange aufhalten,
stets auf dem Sprung zur nächsten
Aktivität und zum nächsten Kick.
Der Blick des Gegenübers verschwimmt
in einem Nebel
aus Vergnügungssucht
ohne Tiefe
und voller Egomanie.
Nur das Glücksgefühl des Momentes
zählt mehr als die Tiefe der Ewigkeit
des menschlichen Zusammenlebens.
Wir Menschen werden zu Katzenwesen
und holen uns das Glück, wo wir es sehen
ohne zu verweilen und die
Wärme des Hauses zu geniessen.
Wir sind nicht mehr bereit
die Risse in den Wänden
unserer Nachbarn zu flicken,
denn es wäre Arbeit.
Arbeit nicht für sich selbst,
sondern selbstlos für jemand anderen.
Das hat das Rad ins Rollen gebracht.
Ich ging immer durch diese Tür
und bekam Liebe und etwas zu fressen,
bis ich merkte,
daß dort selbst eine Katze lebte
und mir die Tür vor der Nase zuschlug.

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