Ich gehe zurück
in mein Tal der Dornen
von 1998,
nicht freiwillig
aber vollkommen entkräftet, denn
jede Minute ist wie Klebstoff
an der Oberfläche der Seele
und die Hoffnung wie ein Himmel,
der sich durch Gewitterwolken verdüstert hat.
Ich hätte nie gedacht,
daß so etwas wiederkommt –
diese komplette Ausweglosigkeit.
Liegt es an der Stadt,
am Job,
an den Freunden,
an der Familie?
Nein, sicher an mir.
Ich gehe zurück,
denn Leid bedeutet Leben
gepaart mit kompletter Unverständnis
und Belanglosigkeit
in den Augen der Anderen.
Alles ist endlich und
ich habe versucht den Atem anzuhalten
und den Herzschlag zu stoppen,
aber der Reflex kam immer wieder.
Aber alles ist ja endlich,
also warte ich.
Archiv für den Monat Februar 2019
Katzenmenschen
Mir wurde die Türe
vor der Nase zugeschlagen.
Zum Glück ist nichts passiert,
nur mein Knie hat einen blauen Fleck.
Und das gerade heute,
wo ich den Boden doch noch wischen wollte.
Das ganze Blut und all die Innereien
eines menschlichen Lebens,
das zwischen die Räder geraten ist.
Nicht zwischen Autoräder
und nicht zwischen Zahnräder,
sondern den Rädern dieser Gesellschaft,
die nur Funktionieren kennt
und wenig Raum lässt
für Herzensliebe.
Oder Respekt.
So kalt,
so oberflächlich
und so wenig Enthusiasmus.
Eine Wegwerfgesellschaft,
nicht nur für Konsumgüter,
auch für Herzen und
für Menschen.
Die Müllberge aus
zerbrochenen Herzen
liegen gleich neben
den Müllbergen der
zerbrochenen Seelen,
die niemand wollte
und denen niemand mehr zugehört hat.
Zu wenig Geduld für sie
und zuviel Schmerz und Ignoranz
trifft Entscheidungen,
die nicht immer richtig sind.
Doch das Rad dreht sich weiter
und zermalmt noch weitere
menschliche Seelen und Herzen
auf dem Weg den Berg hinab
in die Stadt hinein,
wo Katzenmenschen auf leisen Sohlen
von Tür zu Tür huschen,
um sich den Bauch voll zu schlagen
und um sich die kurzen Momente
körperlicher Nähe zu holen,
um dann bei Überdruss
zur nächsten Tür zu huschen
oder sich in einen Baum zu legen
und das Treiben von oben zu betrachten.
Dieses Treiben der Menschenmassen
wie sie hektisch und gezwungen
dahin hetzen
von Terminen zu Terminen
und von Begegnungen zu Begegnungen.
Aber nirgendwo verweilen.
In Gedanken und Gefühlen den Moment voll auskosten
und sich nicht lange aufhalten,
stets auf dem Sprung zur nächsten
Aktivität und zum nächsten Kick.
Der Blick des Gegenübers verschwimmt
in einem Nebel
aus Vergnügungssucht
ohne Tiefe
und voller Egomanie.
Nur das Glücksgefühl des Momentes
zählt mehr als die Tiefe der Ewigkeit
des menschlichen Zusammenlebens.
Wir Menschen werden zu Katzenwesen
und holen uns das Glück, wo wir es sehen
ohne zu verweilen und die
Wärme des Hauses zu geniessen.
Wir sind nicht mehr bereit
die Risse in den Wänden
unserer Nachbarn zu flicken,
denn es wäre Arbeit.
Arbeit nicht für sich selbst,
sondern selbstlos für jemand anderen.
Das hat das Rad ins Rollen gebracht.
Ich ging immer durch diese Tür
und bekam Liebe und etwas zu fressen,
bis ich merkte,
daß dort selbst eine Katze lebte
und mir die Tür vor der Nase zuschlug.
Feuer
Ich habe das Feuer
selbst gelegt,
mir die Finger verbrannt
und die Haare angesenkt,
als ich versucht habe,
das Feuer in mir zu
entfachen, das
mich antreibt
und die Kohlen
unter meinen Füssen
anheizt, um
vorwärts zu gehen,
weiter,
der Sonne entgegen,
das heisseste Feuer,
das unsere Seelen
und Herzen erwärmt.
Die Feuer, die wir in
uns entfachen,
sind die Dampfkessel
der menschlichen
Lokomotive
der Motivation,
des Idealismus,
der Liebe
und der Sympathie,
die aus unseren
Herzen spricht.
Dieses, unseres Feuer,
das wir entfachen,
zündet die Fackeln an,
die wir brauchen,
um die Dunkelheit unserer Leben
zu erhellen
und die Dinge zu sehen,
die in der schwarzen
Nacht verborgen bleiben.
Diese Fackeln müssen wir
weiter reichen an die Menschen,
die neben uns stehen
und durch die Dunkelheit irren,
verloren,
geschändet
oder voller Angst
in dieser unglaublich
dunklen Welt.
Brennende Fackeln
weiter zu reichen
ist die Hand,
das Vertrauen
und die Kraft der Liebe,
die Wärme
und das Licht,
das unsere Seelen
erhellt
und die Stille
mit Musik erfüllt.
Keine Zeit
Wäre ich ein Arzt,
hätte ich mich beim Anblick
heute morgen in den Spiegel
sofort krank geschrieben.
Dieses Gesicht,
so verzogen
und zerknittert
wie ein Taschentuch,
was aus Versehen
in der Hosentasche blieb
und mit gewaschen wurde.
Genauso kalkweiss
starre ich mich
im Spiegel an.
Ungläubig
und fast schon irritiert.
Was ist aus mir geworden?
Ausgelaugt vom Leben,
zu wenig Zeit zur Reaktivierung
neuer Kräfte
und keine Zeit
zum Entspannen
und zum Nichtstun.
Die Batterien sind leer
und die Lethargie
nicht vorgetäuscht,
sondern ein Resultat
dieser qualvollen Momente,
in denen ich nicht bei mir bin,
sondern für andere,
die sich in Köpenick mal eben ein Haus
kaufen können
und ich bekomme kalte Füsse in der Küche,
weil ich mir
keinen Teppich leisten kann
und Heizkosten spare.
So fernab eines Lebens,
das in meinem Herzen brennt
und fernab eines Daseins,
das mich in Anspruch nimmt
und wie Wellen nach vorne trägt.
Die Blume in meiner Seele
ist schon fast verblüht
und welkt dahin.
All das kotzt mir an diesem Morgen
aus meinem Spiegel entgegen.
Ich laufe zum Telefon
und melde mich für heute krank.
Für die nächste Woche,
für die nächste Zeit.
Mit der Begründung,
ich müsse meine Blumen giessen.